Zwei sogenannten „Systemsprengern“ könnte nun zum ersten Mal in Österreich eine Abschiebung drohen. Das Innenministerium plant offenbar, einem minderjährigen Brüderpaar den Aufenthaltstitel abzuerkennen. Sie sollen die meisten Anzeigen aller jugendlichen Straftäter in Österreich auf sich vereinen.
Konkret soll es um ein in Wien lebendes Brüderpaar mit serbischen Wurzeln gehen. Polizei und Ressortchef Gerhard Karner (ÖVP) sprachen von „Systemsprengern“. Das berichtete das Nachrichtenmagazin „profil“ am Freitag unter Berufung auf Informationen aus Ermittlerkreisen. Die beiden Burschen sitzen in U-Haft.
Über 2200 Mal angezeigt
Die Maßnahme richtet sich gegen einen 14-Jährigen, der rund 1500 Einbrüche verübt haben soll, die meisten allerdings vor seinem 14. Geburtstag und deswegen zunächst strafrechtlich unbehelligt. Zusammen mit seinem Bruder (16) sei er im vergangenen Jahr über 2200 Mal angezeigt worden. Kurz nach seinem 14. Geburtstag kam der Jüngere ins Gefängnis, nachdem er heuer im März ein gestohlenes Auto in Wien zu Schrott gefahren hatte.
Ausgang des Strafverfahrens abwarten
„Ein Ermittlungsverfahren ist im Laufen – daran anknüpfend wird es ein Strafverfahren geben“, hieß es. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) hat bereits ein Verfahren gestartet, um den beiden Jugendlichen den Aufenthaltstitel abzuerkennen. Zunächst müsse aber der Ausgang des Strafverfahrens abgewartet werden. Eine mögliche Verurteilung wäre eine Voraussetzung für die Aberkennung.
Daran würden „weitere Maßnahmen geknüpft – wie die Abschiebung in das Herkunftsland“, hieß es aus dem Innenministerium weiter. Laut „profil“ wäre dies der erste derartige Fall. Die Mutter der beiden Brüder lebe in Wien, soll aber nicht die Obsorge haben. Der Vater sei abgeschoben worden.
Familiäre Situation schwierig
Die Großeltern in Serbien haben dem Bericht zufolge die Übernahme der Obsorge abgelehnt. Derzeit liege sie bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe. Es werde geprüft, ob staatliche Einrichtungen in Serbien einspringen könnten.
Nikolaus Tsekas vom Bewährungshilfe-Verein Neustart warnte indes gegenüber „profil“ vor einem rein repressiven Ansatz. Straffällige Jugendliche würden eine „langfristige Betreuung“ benötigen. Eine Abschiebung verlagere das Problem und fördere womöglich „ein Leben im Underground und der Illegalität“.
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