Humor und Musik

So tickt Wiens neuer Kirchenchef

Österreich
16.10.2025 14:01

Er ist leidenschaftlicher Seelsorger, Loriot-Fan und begeisterter Orgelspieler: Der 62-jährige Hollabrunner Josef Grünwidl, der sich ursprünglich „nicht in dieser Aufgabe“ gesehen hat, ist plötzlich doch Wiens designierter Oberhirte.

Nach neun Monaten als interimistischer Übergangsleiter des Wiener Bistums ist Grünwidl jetzt zur „Dauerlösung“ geworden. Dem designierten Erzbischof fehlt nach dem grünen Licht der Regierung nur noch die offizielle Bestätigung durch ein „Bollettino Vaticano“ des Pontifex. Dann läutet die Pummerin im Steffl seine Amtszeit ein.

Erfahren hat der 62-jährige Niederösterreicher von seiner Ernennung übrigens erst Mittwochvormittag durch den Nuntius, den Vatikan-Vertreter. Doch wer ist der sympathische Seelsorger, und wie tickt der neue Inhaber des wohl mächtigsten geistlichen Amtes im Land, den bis heuer eigentlich nur Kircheninsider kannten?

Er entschied sich schon früh für geistliches Leben
Grünwidl wurde am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn geboren. Er entschied sich früh für die Kirche. Nach der Matura am Erzbischöflichen Gymnasium in Hollabrunn trat er 1981 ins Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie an der Uni Wien. Gleichzeitig belegte er das Konzertfach Orgel an der Musikuniversität. Dabei entschied er: „Musik bleibt mein Hobby, Priester mein Beruf.“ 1987 empfing er die Weihe zum Diakon, 1988 folgte die Priesterweihe durch Kardinal Franz König.

Josef Widl mit seinem Vorgänger
Josef Widl mit seinem Vorgänger(Bild: Jöchl Martin)

Sein seelsorgerlicher Weg führte ihn zunächst als Kaplan nach Wien, in die Pfarre St. Johann Nepomuk. Von 1995 bis 1998 war er Sekretär des gerade ernannten Erzbischofs Christoph Schönborn. Danach wirkte Grünwidl viele Jahre als Pfarrer in mehreren Gemeinden Niederösterreichs. Der 62-Jährige gilt als Fan des unvergessenen deutschen Humoristen Loriot. Musik ist für den Orgelspieler „Lebensmittel“ und „ein Weg zu Gott“. Sein geistliches Leitmotto: „Bete, arbeite und lies!“

Oberhirte von 600 Pfarren und einer Million Gläubigen
Erzbischof war eigentlich nie in seiner Lebensplanung. Er ließ sich aber eine Hintertüre in einem „ZIB 2“-Interview offen: „Ich wurde daran erinnert, dass ich in der Kirche auch Gehorsam gelobt habe.“ Jetzt ist er plötzlich Chef der mit einer Million Katholiken, 600 Pfarren und 800 Priestern größten Diözese im Land.

Kardinalswürde muss warten: Lila statt Rot
Ausschlaggebend für die Entscheidung des Papstes war auch Grünwidls kommunikative Offenheit: Er gilt als guter Zuhörer. Hinzu kommt sein stiller, aber klarer Führungsstil. Nicht zuletzt setzte sich auch Christoph Schönborn hinter den Kulissen für ihn als Nachfolger ein. Dieser bleibt übrigens auf Lebzeiten Kardinal, Grünwidl muss auf die höhere Würde nach der Bischofsweihe noch warten. Deshalb trägt er vorerst Lila statt Kardinalsrot.

Zölibat freiwillig, Frauen im Kardinalskollegium
Unter heimischen Kirchenexperten gilt der neue Wiener Erzbischof nicht als „Revoluzzer“, aber als „gute Wahl“. Wie er seine Kirchenlinie nun als Oberhirte bzw. bei Bischofstreffen im Vatikan anlegt, wird man sehen. In früheren Aussagen sprach er sich für Freiwilligkeit beim Zölibat aus, und er könne sich Frauen im Kardinalskollegium vorstellen. Das wäre allerdings eine katholische Revolution.

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