Glücklich, wer in der vergangenen Woche in Vorarlberg nicht auf ein Auto angewiesen war. Aufgrund einer gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsüberprüfung musste eine Röhre des Pfändertunnels über mehrere Tage gesperrt werden, auf der Rheintalautobahn kam der Verkehr zum Erliegen. Jetzt hagelt es Kritik von allen Seiten.
Stundenlange Staus auf der Rheintalautobahn am Morgen, stundenlange Staus am Abend – und das über mehrere Tage hinweg. Tausende Autofahrerinnen und -fahrer kamen nur im Schritttempo voran, der Zeitverlust betrug teilweise fast zwei Stunden. Das Verkehrschaos hat nun auch eine politische Debatte ausgelöst.
„Es kann nicht sein, dass der Verkehr auf einer der wichtigsten Verkehrsrouten im Land über Tage hinweg kollabiert, weil eine gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung einer Tunnelröhre ansteht. Also entweder hat Landesstatthalter Bitschi hier nichts unternommen oder seine Maßnahmen waren völlig wirkungslos“, übt der Vorarlberger SPÖ-Vorsitzende Mario Leiter scharfe Kritik an der Landesregierung.
Es kann nicht sein, dass der Verkehr auf einer der wichtigsten Verkehrsrouten im Land über Tage hinweg kollabiert, weil eine gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung einer Tunnelröhre ansteht.
Mario Leiter, SPÖ-Landesvorsitzender
„Man hätte vorausschauend handeln können“
Der langjährige Polizist ist überzeugt davon, dass das Chaos verhindert hätte werden können und verweist auf frühere Sperren und Großereignissen wie den G7-Gipfel oder die Blockabfertigung auf der A14: „Damals wurden Durchfahrverbote und gezielte Verkehrslenkungsmaßnahmen verhängt, um die Belastung für Bevölkerung und Wirtschaft zu reduzieren. Solche Maßnahmen hätten auch diesmal eingesetzt werden müssen.“ Die Sperre des Pfändertunnels sei schließlich nicht überraschend gekommen, sondern war von langer Hand geplant: „Hier hätte man also durchaus vorausschauend handeln können.“ Per parlamentarischer Anfrage will die SPÖ nun in Erfahrung bringen, ob von Seiten des Landes Maßnahmen zur Verkehrslenkung im Zusammenhang mit der Tunnelsperre des Pfändertunnels getroffen wurden und wie ähnliche Situationen künftig verhindert werden können.
Wirtschaftsvertreter warnen vor verheerenden Auswirkungen
Mit seiner Kritik ist Leiter nicht allein, zuvor hatte schon Karlheinz Kopf, Präsident der Vorarlberger Wirtschaftskammer, ein Klagelied angestimmt: Derartige Verkehrsinfarkte seien nicht nur ein Ärgernis für die Bevölkerung, sondern hätten auch verheerende wirtschaftliche Auswirkungen. So können etwa Lieferzeiten nicht eingehalten und vereinbarte Termine, etwa von Handwerkern, nicht wahrgenommen werden. Seine Forderung: die Implementierung eines modernen Verkehrsstrommanagements.
Natürlich braucht es bei Tunnelsperren ein professionelles Verkehrsstrom-Management. Aber das löst nicht das Grundproblem. Wir müssen unser Verkehrsnetz als Ganzes denken – und dort Lücken schließen, wo seit Jahrzehnten Engpässe bestehen.
Elmar Hartmann, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg
Noch weiter geht Elmar Hartmann, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg. Er moniert, dass die Debatte zu kurz greife: „Natürlich braucht es bei Tunnelsperren ein professionelles Verkehrsstrom-Management. Aber das löst nicht das Grundproblem. Wir müssen unser Verkehrsnetz als Ganzes denken – und dort Lücken schließen, wo seit Jahrzehnten Engpässe bestehen.“ In diesem Zusammenhang bringt Hartmann auch die Bodenseeschnellstraße S18, seit über 40 Jahren Thema im Ländle, ins Spiel: Deren Umsetzung wäre ein „längst überfälliger Lückenschluss in der hochrangigen Infrastruktur Vorarlbergs“. Weiters fordert der IVV-Boss einen Autobahnvollanschluss für das Betriebsgebiet Wolfurt/Lauterach, den zügigen Ausbau der Schieneninfrastruktur sowie weitere Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr.
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