„Ich war dem Tod wirklich sehr nahe – viel näher, als ich zunächst dachte.“ Sagt Cyprien Sarrazin im Rahmen der Premiere des neuen Kinofilms „Downhill Skiers“. Im Interview mit sportkrone.at spricht der Franzose über den Sturz, der ihn fast sein Leben kostete, seinen Weg zurück, Comebackpläne, Doppelsiege in Kitzbühel und seine Karriere als Filmstar.
sportkrone.at: Cyprien, zunächst die Frage nach deiner körperliche Verfassung: Wie geht‘s dir?
Cyprien Sarrazin: Danke, mir geht‘s gut. Ich habe nach den Gehirnoperationen keine Probleme. Das ist fantastisch. Ich bin wirklich glücklich, hier zu sein. Ich kann normal leben, die größten Probleme bereiten die Kine. Aber damit kann ich umgehen. Es braucht halt Zeit.
Du bist also bereit für deine Karriere als Filmstar?
(Lacht). Das werden wir sehen. Ich habe den Film schon vorabgesehen – mit Untertitel, weil ich ja kein Deutsch spreche. Ich bin schon gespannt und freue mich darauf, mit dem Film unsere kleine Welt der Skifahrer mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Ein sehr prägender Satz ist in diesem Film überliefert. Du sagst darin: „Als Abfahrer spielst du mit deinem Leben.“ Wie nahe dran warst du, dieses Spiel zu verlieren?
Ich war wirklich nahe dran – viel näher, als ich zunächst gedacht hatte. Noch habe ich gar nicht alle Facetten zum Sturz und zur Zeit danach öffentlich geteilt. Eines Tages werde ich das tun. Es war wirklich sehr, sehr, sehr knapp. Dank einiger Menschen, meinem Arzt, dem Operateur und dem Manager und deren Kommunikation untereinander kann ich heute überhaupt hier stehen.
Da werden also noch mehr Details ans Tageslicht kommen?
Vielleicht nicht mehr Details, aber ich werde die Story genau erklären. Es weiß ja etwa niemand, was für eine Operation ich genau hatte. Die Operation war ja wirklich verrückt. Es war ja de facto ein Wunder. Die Operation hat perfekt funktioniert. Und wenn ich jetzt von Matteo Franzoso hörte (der italienische Skifahrer, der bei einem Sturz in Chile ums Leben kam, Anm.) habe ich wieder daran gedacht. Ich kann dank einiger Menschen heute hier sein, dafür bin ich sehr dankbar.
Am 27. Dezember 2024 passiert‘s. Cyprien Sarrazin, im Jänner davor Doppelsieger in Kitzbühel, stürzt im zweiten Training in Bormio auf der „Stelvio“ schwer. Er verliert die Kontrolle, vermutlich ausgelöst durch eine Bodenwelle im Streckenverlauf (beim „Finale“) und wird dadurch in die Luft geschleudert. Der Franzose prallt mehrmals auf der harten Piste auf, rutscht lange, ehe er in den Fangnetzen zum Stillstand kommt. Diagnose: Subduralhämatom — eine Blutung zwischen Schädel und Gehirnhaut (zwischen harter und weicher Hirnhaut). Es war, wie er selbst erzählt, „sehr, sehr knapp“. Im Jänner kann er dann die Intensivstation verlassen. Die folgende Saison ist kein Thema, die jetzt startende 2025/26 lässt er auch aus. Dass er überhaupt wieder weitgehend normal leben kann, bezeichnet er als Wunder.
Wie hart kannst du also schon trainieren?
Bis auf die Knie bin ich physisch fast wieder bei 100 Prozent. Natürlich muss ich trainieren, weil ich lange keine Routine in gewissen Abläufen hatte. Aber im Grunde fühle ich mich – bis auf die Kine – gut. Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche. Und die Comeback-Karte spiele ich wie einen Joker.
Diese Saison ist also kein Thema. Planst schon für die darauf folgende Saison?
Ja. Das ist meine Vision. Es ist kein Ziel für jetzt, sondern eine Vision. Ich will diese Emotionen, die man im Film sieht, wieder leben und erleben. Ich weiß aber auch, dass dafür noch eine ganze Menge Arbeit nötig ist. Dafür werde ich nicht zu viel Risiko nehmen. Auf der Piste nehmen wir natürlich schon Risiko, aber wir sind nicht verrückt. Der Film zeigt das sehr gut.
Vor allem kann ich mir gut vorstellen, dass du die Emotionen eines Doppelsiegs in Kitzbühel noch einmal erleben willst.
Ja, damit es dann wieder so ein Siegerlächeln von mir wie auf dem Filmplakat gibt. Gerade bei meinem zweiten Sieg damals in Kitzbühel habe ich das Beste von mir gezeigt. Das motiviert mich sehr. Es war ein spezieller Tag, ein spezieller Moment in meinem Leben.
Und wie viel Spaß würde es machen, Marco Odermatt wieder zu fordern?
(Lacht). Dorthin ist es ein langer Weg. Es waren schöne Momente mit ihm. Der Film zeigt auch sehr gut meine Freundschaft mit ihm. Das behalte ich in mir. Das wirklich Imponierende und Schöne ist ja der Weg zum Ziel, nicht unbedingt der Sieg selbst. Der Weg zum Comeback – oder auch nicht, ich weiß es noch nicht – das ist das Spannende.
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