Nur noch drei Wochen bis zum Weltcup-Auftakt in Sölden – und einige offene Fragen: Nachdem der Weltskiverband verpflichtende Gentests für die die nordischen Damen-Bewerbe ankündigt hatte, warten die Verbände auf Pläne zur Umsetzung. Ski Austria steht dem Vorhaben der FIS grundsätzlich offen gegenüber.
Heute in drei Wochen eröffnen die Damen in Sölden die Ski-Saison. Samt, so zumindest der Plan des Weltverbandes FIS, einer Neuerung: Verpflichtende Gentests – nur, wer biologisch weiblich ist, soll künftig bei nordischen Damen-Bewerben antreten dürfen. Da werden Erinnerungen an Erika Schinegger wach: Sie wurde 1966 Weltmeisterin – ehe später festgestellt wurde, dass sie männliche Chromosomen besitzt. Er trat zurück, hieß ab sofort Erik, gab seine Goldene ab.
Alles längst Geschichte. Doch die Themen Geschlechterzuordnung und Chancengleichheit im Sport werden immer häufiger diskutiert. Den Anfang machte Leichtathletin Caster Semenya, die 2012 in London und 2016 in Rio Olympiasiegerin über die 800 Meter wurde. Die Debatte ging hoch, Semenya sei aufgrund eines zu hohen Testosteronspiegels nicht bei den Frauen startberechtigt. Von Geburt an hat sie keine Gebärmutter, dafür innenliegende Hoden, die für den zu hohen Wert sorgen. Seit 2018 ist sie von Wettkämpfen ausgeschlossen, kämpft seither vor Gericht um ihre Rechte.
Diese Richtlinie ist der Eckpfeiler unseres Engagements zum Schutz des Frauensports, und wir sind überzeugt, dass es nur einen fairen und transparenten Weg gibt, dies zu erreichen: indem wir uns auf wissenschaftliche und biologische Fakten stützen.
FIS-Präsident Johan Eliasch
Die Debatte verschärfte sich, als bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 die intersexuellen Boxerinnen Imane Khelif und Lin Yu-ting Gold gewannen. Das Internationale Olympische Komitee hatte damals erklärt, dass für die Teilnahme das im Pass eingetragene Geschlecht entscheidend sei. Damit waren nicht alle Verbände zufrieden. Der Box-Verband reagierte als Erstes, führte verpflichtete Gen-Tests ein. Die Leichtathletik zog nach, vor der WM in Tokio mussten sich alle Starterinnen einem Gen-Test unterziehen.
Verbände tappen im Dunklen
Nun zog die FIS nach, Präsident Johan Eliasch bezeichnet den Beschluss des Councils als „Eckpfeiler unseres Engagements für den Schutz des Frauensports“. Der Schwede sehe diese Maßnahme als Chance, den Frauensport anhand von wissenschaftlichen Kenntnissen und biologischen Fakten zu schützen. Eine Idee, mit der man vorpreschte, offene Fragen zurückließ. Wie, wo und von wem die Tests durchgeführt werden? Offen, die Verbände tappen im Dunklen. Die FIS prüft die Umsetzung. Eine heikle Materie, man bedenke das Thema Datenschutz. Und in Frankreich und Norwegen sind Gentests für nicht-medizinische Zwecke gesetzlich verboten. Wiewohl im Boxen und der Leichtathletik ein Schlupfloch gefunden wurde ...
Die FIS will dennoch an den Plänen festhalten, mit den nationalen Verbänden erörtern, wie die Tests abzulaufen haben. Beim SRY-Gentest werden Sportlerinnen auf ein Gen auf dem Y-Chromosom untersucht, das für die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale entscheidend ist. Grundsätzlich reicht dafür ein Wangenabstrich oder eine Blutabnahme.
„Ok, sofern es einheitlich gemacht wird“
Ski Austria wartet auf Informationen, steht dem Ganzen grundsätzlich offen gegenüber – wie die Athletinnen. „Ich habe nichts zu verheimlichen“, scherzt Vize-Weltmeisterin Mirjam Puchner. Und Ricarda Haaser, die aktuell an ihrem Comeback schuftet, meint: „Wir sind im Damensport, das sollte auch so bleiben. Ich finde es ok, sofern es einheitlich gemacht wird.“
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