Sie stellte heuer den Stunden-Weltrekord mit dem Handbike (36,132 Kilometer) auf, holte bei der Para-WM in Belgien Gold im Zeitfahren für Österreich. Svetlana Moshkovich lächelt: „Ich habe dieses Jahr den Karriere-Jackpot gewonnen, aber der größte Preis ist die Liebe.“ Jüngst heiratete die 42-Jährige, die seit einem Autounfall vor 21 Jahren querschnittgelähmt ist, im italienischen Cattolica ihren Freund Andrea.
Dabei entstand an der Strandpromenade ein emotionales Bild, das von Freunden der beiden als „Foto des Jahres“ bezeichnet wird. Kennengelernt haben sich die beiden in einem italienischen Paracycling-Team. Andrea fährt seit einem Motorrad-Unfall mit einem Bein Rad. In seiner Heimatstadt Cattolica arbeitet er als Guide in einem Bike-Hotel. Beim Training fahren die beiden gemeinsam auch Alpenpässe ab: „Uns ist kein Berg zu hoch.“
Die Hochzeit war ein großes Fest. Svetlana, die gebürtige Russin ist, erzählt: „Es war eine echte Multi-Kulti-Feier mit Gästen aus Österreich, Russland und Italien.“ Als die Bürgermeisterin von Cattolica das Gedicht „Due“ von Erri de Luca vorlas, kamen allen Gästen die Tränen.
Ab 1. Oktober Heeressportlerin
Svetlana, die ab dem 1. Oktober auch Heeressportlerin ist, lächelt: „Wir starten jetzt dieTour des Lebens, freuen uns auf viele schöne Etappen.“ Die Flitterwochen beginnen Ende Oktober mit einem dreitägigen Para-Radrennen auf Mallorca, ehe ein längerer Roadtrip durch Spanien folgt.
Lehrbeauftragte am Institut für Sportwissenschaften der Uni Innsbruck
Svetlana wird künftig zwischen Cattolica und Tirol pendeln. Ihr Job als Lehrbeauftragte am Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck macht ihr großen Spaß: „Die Arbeit mit den Studentinnen und Studenten gibt mir sehr viel. Ich sensibilisiere sie auch für das Thema Behinderung im Sportunterricht. Sie lernen, was mit unterschiedlichen Behinderungen alles möglich ist. Und sie lernen, wie man Barrieren umgehen kann.“
Sie selbst hat in ihrem Leben schon viele Barrieren überwunden. Seit einem Autounfall 2004 ist sie querschnittgelähmt, ihr damaliger Freund starb bei dem Unfall. Aber Svetlana kämpfte sich zurück ins Leben. Am 20. Geburtstag ihres zweiten Lebens schrieb sie ein berührendes Instagram-Posting:
„Mein Becken und mehrere Wirbel waren zertrümmert“
Am 15. November 2004 lag ich im grellen Neonlicht der Aufnahme-Station eines kleinen Krankenhauses in Sibirien und wartete auf die ärztliche Entscheidung und meine Operation. Bei jeder minimalen Bewegung schossen mir Schmerzen durch den Körper. Meine Beine fühlten sich an wie in einer dicken Watte-Schicht eingepackt und fremd. Mein Becken und mehrere Wirbel waren zertrümmert. Seitdem kann ich mit meinen Beinen weder laufen, tanzen noch Treppen steigen. Ich rolle durch mein neues Leben. Und oh, Schock: Ich brauche einen Katheter, um meine Blase zu entleeren.
Aber! Dieser Unfall war meine große Chance herauszufinden, auf was ich im Leben Wert legen will. Wer bin ich, wo will ich hin, und was kann ich aus den Möglichkeiten machen, die mir jeden Tag geboten werden? Und jetzt, wenn ich auf die 20 Jahre meines schnell-rollendes Lebens zurückblicke, kann ich sagen: Ich würde keine einzige Sekunde davon umtauschen.
Ich habe die Welt bereist, viele spannende Menschen kennengelernt, und darf einige davon zu meinen Freunden zählen! Ich habe mich selbst neu entdeckt und gelernt, NIEMALS etwas einfach so für unmöglich oder unerreichbar zu erklären. Ich bin zweimal Weltmeisterin geworden und habe dreimal an den Paralympics teilgenommen!
„Ich liebe und werde geliebt“
Ich liebe und werde geliebt. Und diese Schätze werde ich auch im Rollstuhl gerne weiter tragen. Und wenn ich meinem 20-jährigen Ich zum Geburtstag heute etwas wünschen könnte, würde ich sagen: Bleib so wie du bist und verliere nie den Mut.“
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