Depression? Der ist doch nur faul. Burnout? Das hat es früher nicht gegeben. ADHS? Das Kind will ja nur Aufmerksamkeit. Psychische Leiden und Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft oft verharmlost oder heruntergespielt. Haben Sie dazu auch bereits Erfahrungen gemacht und was braucht es, um das Verständnis in der Gesellschaft zu verbessern?
„Sticks and Stones…“ – was körperlich weh tut, wird ernst genommen. Doch psychische Probleme gelten noch immer nicht als gleichwertig. Wer krankgeschrieben ist, weil er sich verletzt hat, bekommt Verständnis. Wer wegen einer Depression ausfällt, muss dagegen mit Vorurteilen rechnen und ein Aufenthalt in der Psychiatrie ist sowieso ein Tabubruch.
Niemand bleibt verschont
Gerade Männer haben oft Schwierigkeiten, offen über Depressionen oder ihre Gefühle zu sprechen. Das Bild des „starken Mannes“ hält sich hartnäckig. Die alte Mär von der „Hysterie“ haben wir zwar hinter uns gelassen, aber auch Frauen müssen einfach „funktionieren“. Sei es als Partnerin, als Mutter oder im Beruf. Psychische Überlastungen werden sonst leicht als „Überempfindlichkeit“ oder „hormongesteuert“ abgetan. Selbst Jugendliche stoßen auf große Hürden: Es gibt in Österreich viel zu wenige Kassenplätze bei Kinder- und Jugendtherapeuten, und private Behandlungen sind teuer.
Zweierlei Maß
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Psychotherapie nur teilweise, und der Zuschuss fällt im internationalen Vergleich gering aus. Die ÖGK zahlt beispielsweise für eine einstündige Sitzung lediglich 33,70 Euro; der Rest bleibt an den Betroffenen hängen. Für viele Menschen ist eine ausreichende Behandlung daher kaum bezahlbar. Dabei verursachen Krankheitsausfälle durch psychische Leiden schon jetzt Kosten in Milliardenhöhe. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung würde dem Staat langfristig also viel Geld sparen. Umso wichtiger ist es, psychische Erkrankungen endlich von Stigmatisierung zu befreien und ihnen mit der Ernsthaftigkeit zu begegnen, derer sie bedürfen.
Wie erleben Sie das in Ihrem Umfeld? Braucht es mehr finanzielle Unterstützung, bessere Aufklärung oder einen Kulturwandel im Umgang mit psychischer Gesundheit?
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.