Nach nur drei Wochen:

Wiener Lehrer klagen bereits über Erschöpfung

Wien
23.09.2025 19:00

Drei Wochen Schule – und viele Lehrer fühlen sich bereits ausgebrannt. Eine interne Umfrage zeichnet ein alarmierendes Bild über steigende Krankenstände und fehlende medizinische Betreuung.

Der Sommer war kaum vorbei, da war’s auch schon um die Erholung geschehen. Laut einer aktuellen Umfrage der fcg-Lehrergewerkschaft unter rund 400 Wiener Pflichtschullehrern geben fast neun von zehn an, dass die Wirkung der neunwöchigen Sommerferien bereits in der dritten Unterrichtswoche verpufft ist. Statt Motivation herrscht Müdigkeit, statt Energie Erschöpfung.

Lehrergewerkschaft schlägt Alarm
Die Standesvertreter Thomas Krebs schlägt Alarm: „Uns erreichen bereits zahlreiche Meldungen über erste Krankenstandswellen.“ Besonders betroffen seien jene Kollegen, die zusätzlich in der Sommerschule unterrichtet haben. Dort verdient man sich zwar ein Zubrot, bezahlt aber nach eigenen Angaben mit der Gesundheit: Viele berichten von Erschöpfung und massiven Problemen.

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In vielen Schulen kämpfen die Lehrer mit massiven Anlaufschwierigkeiten bezüglich Infrastruktur und mit aggressiven, gewaltbereiten Kindern. Diese kommen vollkommen unausgeglichen aus den Ferien zurück.

Thomas Krebs, fcg-Lehrergewerkschaft

Weniger Kollegen, mehr Arbeit für Rest
Ein Teufelskreis: Je weniger Kollegen einsatzfähig sind, desto mehr Arbeit bleibt bei den übrigen hängen – und desto größer wird die Belastung. Der Grund für diese Erschöpfung? Krebs: „In vielen Schulen kämpfen die Lehrer mit massiven Anlaufschwierigkeiten bezüglich Infrastruktur und mit aggressiven, gewaltbereiten Kindern. Diese kommen vollkommen unausgeglichen aus den Ferien zurück.“

Jeder zehnte Lehrer fordert sogar Schutzausrüstung
Die Umfrage zeigt auch, was Lehrer sich wünschen, um ihre Gesundheit zu schützen. Rund 60 Prozent fordern medizinisches Personal direkt an den Schulen sowie Zugang zu Einzelsupervision. Knapp 30 Prozent wünschen sich kostenfreie Impfungen. Und immerhin jeder Zehnte hält sogar Schutzausrüstungen für notwendig – eine Forderung, die in einem Klassenzimmer fast schon absurd anmutet, aber die Verzweiflung illustriert.

Zahl der Schulärzte halbiert
Ein Blick auf die Statistik der Schulärzte macht das Drama deutlich: 2016 waren noch 71 Ärzte im Einsatz, 2025 sind es gerade einmal 42. Und diese sind ausschließlich für Schüler zuständig. Krebs: „Dabei ist es in anderen Branchen selbstverständlich, dass Betriebsärzte alle Mitarbeiter betreuen.“ 

Wiens Bildungsstadträtin Bettina Emmerling:
„Natürlich haben wir in Wien ein Thema mit Schulgewalt“

Über eine dringliche Anfrage der FPÖ an Bildungsstadträtin Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (Neos) wurde Gewalt an Schulen am Dienstag auch zum Thema im Landtag. Zum ersten Mal gab es dabei Zahlen zu Suspendierungen von Wiener Schülern im letzten Schuljahr zu hören: 784 waren es – 28 mehr als im Jahr davor, aber 30 weniger als im Rekord-Schuljahr 2022/23.

Die Zahl der Suspendierungen ist im letzten Schuljahr wieder gestiegen.
Die Zahl der Suspendierungen ist im letzten Schuljahr wieder gestiegen.(Bild: Louis-Paul Photo - stock.adobe.com)

Keine Ausreden
Dass es Probleme gibt, stellte Emmerling nicht in Abrede: „Natürlich haben wir ein Thema mit Schulgewalt.“ Aggression, Mobbing und Diskriminierung seien an der Schule sogar ein „Riesenthema“ – das aber auch, weil Schule als „Kristallisationspunkt“ der Gesellschaft widerspiegele, was sich außerhalb der Klassen tut.

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Für eine geschlossene Betreuungseinrichtung suchen wir Standorte. Auf Ergebnisse hoffen wir 2026.

Bildungsstadträtin Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (Neos)

Eltern in die Pflicht nehmen
Dass Schüler nur wegen in der Schule selbst verübten Taten suspendiert werden können, sieht Emmerling nicht als großes Manko: Gewalt jugendlicher Intensivtäter würde nur „teilweise in die Schule hineingetragen“, denn für diese Täter sei „Schule nicht mehr prioritär“. Bei Suspendierungen wolle man in Zukunft aber auch Eltern mehr in die Pflicht nehmen und behördlich zur Kooperation zwingen.

Es braucht Erziehungscamps
Trotzdem brauche es die versprochenen geschlossenen Betreuungseinrichtungen für unbelehrbare Jugendliche, unterstrich Emmerling: „Wir müssen sie so begleiten, dass sie der Intervention nicht mehr auskommen“, um ihnen „aufzuzeigen: Es geht auch anders, du hast die Wahl.“ Die Standortsuche laufe bereits, „wir hoffen, dass wir 2026 Ergebnisse auf dem Tisch haben“.

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