Der Siegeszug von Temu, Shein & Co. setzt sich fort: Laut neuer Studie hat schon jeder zweite Österreicher mindestens einmal bei einer chinesischen Shopping-Plattform eingekauft. Den heimischen Händlern ist die Konkurrenz ein Dorn im Auge, sie drängen auf ein rascheres Aus für die Zollfreigrenze.
Konkret sagen knapp 48 Prozent der Österreicher laut aktueller Studie, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten Produkte bei einer asiatischen Plattform bestellt haben. 16,5 Prozent haben nur einmal eingekauft, 16 Prozent zwei bis drei Mal, 9,2 Prozent vier bis sieben Mal und in Summe bereits sechs Prozent der Konsumenten haben achtmal oder öfter bei Temu & Co. bestellt (siehe Grafik).
Temu ist am bekanntesten
Die bekannteste China-Plattform ist tatsächlich Temu: Unter jenen, die bei asiatischen Plattformen geshoppt haben, sagen 59,9 Prozent, dass sie Temu am häufigsten nutzen. Auf Platz 2 liegt Shein mit 25,9 Prozent, auf Platz 3 abgeschlagen AliExpress mit 4,6 Prozent.
Laut Studienautor und Unternehmensberater Markus Schweizer, Chef von Holistic Consulting, kaufen längst nicht nur die Jungen bei den China-Plattformen ein: „Die Kunden gehören nicht nur der Generation Z oder Alpha an, sondern hier sind alle Altersklassen vereint, auch die Babyboomer. Diese Plattformen sind mitten in der Gesellschaft angekommen.“
Kunden mögen die niedrigen Preise und die vielen Aktionsangebote
Hauptgrund für den Einkauf bei den Chinesen ist laut Schweizer „selbstverständlich der Preis. Die Angebote sind sehr günstig und billig.“ Was offenbar ebenfalls viele schätzen ist, dass die Plattformen permanent Nachrichten mit Aktionen und „Spielen“ wie Glücksrädern etc. versenden. Das mag manche nerven, den Großteil der Kunden freut diese „Gamification“ laut Schweizer aber: „Es ist immer etwas los, man erhält via Glücksrad 20 Euro für den nächsten Einkauf etc. Die persönliche Ansprache funktioniert extrem gut.“ Haben Kunden mehrmals eingekauft, nutzen die Plattformen die Daten, um gezielt Rabattangebote zu machen. Schweizer: „Die Plattform erkennt über die Daten, was den jeweiligen Kunden liegt.“
Interessant ist außerdem, dass die Österreicher auch die Qualität als einen Grund angeben, warum sie bei China-Shops einkaufen. Wobei die Konsumenten ihre Messlatte für Qualität angesichts des Preises deutlich tiefer ansetzen. Schweizer: „Wenn etwa ein Autostaubsauger um vier Euro nach zwei bis drei Monaten kaputtgeht, ist das vielen egal. Sie haben ja nicht 150 Euro dafür ausgegeben. Sie kaufen einfach den nächsten. Mit dem niedrigen Preis sinkt der Anspruch. Kunden sind durchaus auch dann zufrieden, wenn das Produkt nach kurzer Zeit kaputtgeht.“
„Nachhaltigkeit sieht anders aus“
Dieser Fakt ist Rainer Trefelik, Obmann des heimischen Handels, ein Dorn im Auge: „Nachhaltigkeit sieht anders aus.“ Trefelik will die österreichischen Handelsunternehmen vor der Konkurrenz aus China besser schützen, was allerdings nur auf EU-Ebene geht: „Wir müssen uns diesem Wettbewerb stellen, aber der Wettbewerb muss fair sein. Die EU ist deshalb gefordert, deutlich schneller zu werden, denn wir werden überrannt mit Paketen, und die Regulatorik ist zu langsam.“
Ganz konkret spricht sich Trefelik für ein Vorziehen des EU-weiten Endes der Zollfreigrenze von 150 Euro aus: „2028 ist viel zu spät.“ Hier könne man sich die USA als Vorbild nehmen: „Die haben einfach die Zölle hochgefahren. Dort geht alles viel schneller. Die Amerikaner sind in dieser Hinsicht extrem konsequent.“
Dass es die Zollfreigrenze in der EU lange Zeit überhaupt gab, habe folgenden Grund: „Das war für die administrative Vereinfachung des Handels, bevor die Online-Plattformen so groß geworden sind.“ Jetzt aber sei es höchste Zeit für Änderungen. Denn derzeit würden nur zwei Prozent der Pakete kontrolliert. Trefelik: „Es geht ja nicht nur um die Zollfreigrenze, sondern auch um Produktsicherheit, Schadstoffe etc. Wenn wir nur zwei Prozent Kontrolldichte haben, ist das nicht fair. Vor allem, wenn zugleich für heimische Händler immer mehr Regulatorik kommt.“
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