Man nehme eine Portion zeitgenössischen R’n’B, mische dazu klassischen 00er-Hip-Hop, verfeinere das Ganze mit einem Schuss Afrobeats und einer Prise Dancehall – und heraus kommt MusikerJazeek. Der Rapper und Sänger aus Aachen, verwandelte den Wiener Gasometer am Donnerstagabend in den Treffpunkt der „Cool Kids“ – Kreischalarm und die ersten Ohnmachtsanfälle inklusive. Wir waren live dabei.
2021 noch 22 Jahre jung, viel auf TikTok unterwegs und nichtsahnend, dass er bald Hallen füllen würde: Jacek Obren Savic alias Jazeek ist inzwischen der „Starboy“ bei den Teenies – und längst auch bei einigen Erwachsenen angekommen. Der aufstrebende Deutschrapper und Sänger machte sich in kürzester Zeit einen Namen in der Musikszene und arbeitete bereits mit Größen wie Luciano, Shindy oder Bausa zusammen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein TikTok-Sample von Cassandra Steens und Adel Tawils Hit „Stadt“ ihn ganz nach oben katapultieren würde? Mit „Blunt für dich“, einem Titel, der nach Kiffer-Hymne klingt, in Wahrheit aber ein Lovesong ist, löste er nicht nur Klickzahlen-Rekorde aus, sondern inzwischen sogar Ohnmachtsanfälle bei seinen jungen Fans.
Auch in Wien zeigte sich am Donnerstagabend, was für ein Hype um den mittlerweile 26-Jährigen herrscht: Der ausverkaufte Gasometer wurde zum absoluten Treffpunkt der Gen Z – jener Generation zwischen 15 und 25 Jahren. Das Spätsommerwetter spielte perfekt mit, die Schlange zur Raiffeisen Halle zog sich bis zur U-Bahn-Station. Rund um 4000 Menschen warteten ungeduldig auf den Künstler. Aus jeder Ecke wehte der süßliche Geruch von Marihuana. Drinnen angekommen, herrschte ausgelassene Stimmung, auch wenn die Security gleich zu Beginn alle Hände voll zu tun hatte: Denn, erste Fans kippten schon vor Showbeginn um.
Eine erkältete Sängerin und ein ziemlich roter Faden
Den Auftakt übernahm Sängerin Samira mit dem Song „Crazy“, den sie normalerweise gemeinsam mit Jazeek performt. „Geht’s euch gut?“, fragt sie mit sympathischer Offenheit und erzählt, dass sie erkältet und ziemlich aufgeregt sei. Trotz angeschlagener Stimme überzeugte sie mit einer Mischung aus Zartheit und Kraft und bat die Fans, ihr beim Singen zu helfen. Mit Balladen wie „Hand in Hand“ und einigen unveröffentlichten Songs fesselte sie, auch wenn das Publikum noch verhalten blieb. Im buttergelben Top, Cargo-Hose und mit langen Haaren wirkte sie natürlich und nahbar – musikalisch begleitet wurde sie von Pianisten Lukas.
„Wien, seid ihr gut drauf?“, rief plötzlich eine Stimme ins Publikum. Ein Host übernahm das Warm-up und spielte zusammen mit einem DJ einen Mix aus Hip-Hop-Hits. Dazwischen hallten immer wieder die Sprechchöre „Jazeek, Jazeek, Jazeek“ durch die Halle. Wie ein roter Faden zogen sich Songs durch das Set, die Jazeeks Karriere geprägt haben – Features mit Luciano, Bausa oder Milano. Nun ja, eine ziemlich klare Botschaft à la „seht her, mit wem ich schon gearbeitet habe – und wo ich inzwischen stehe“.
Gucci-Jogger und Wien-Liebe
Um 20:20 Uhr war es so weit: Die Leinwand fiel, und als das Jungtalent im Gucci-Jogger mit vier Tänzerinnen auf die Bühne trat, gab es kein Halten mehr. Schon mit „Ma Baby“, „Baddest in Germany“ und „Like This“ sorgte er für Kreischalarm – das Publikum sang jede Zeile mit, während im Hintergrund Palmen- und Pool-Visuals liefen. „Herzlich willkommen, Wien!“, rief Jazeek nach den ersten drei Songs und erzählte anschließend kurz von seinem letzten Jahr, bevor er mit „Bend Over“ weitermachte. Der Sound war wuchtig, seine Stimme kräftig, auch wenn er doch manchmal nuschelte. Immer wieder ging er in Interaktion mit den Fans: „Ich liebe euch alle“, rief er. Während er Liebe verteilte, verteilte die Security-Crew Wasserflaschen, wenn das Gedränge zu wild wurde. Mehrfach mussten Teenies von der Security aus der Menge getragen werden. Doch anstatt die Show kurz zu unterbrechen, beließ es der Sänger bei einem knappen „Da braucht jemand Hilfe“ ins Mikrofon – und performte einfach weiter.
Währenddessen hing natürlich weiter der Duft von Marihuana in der Luft – warum auch nicht. Bei so vielen Teenies und dieser Art von Musik wäre es fast schon verdächtig gewesen, wenn man nichts gerochen hätte. Nach „Take It“ verließ der Musiker die Bühne und ließ die Crowd mit einem Screen zurück, auf dem O-Töne und Zitate von ihm liefen – darunter auch seine Geschichte zu „Blunt für dich“. Besseres Timing geht kaum: erst der Geruch, dann die Metapher. Plötzlich setzt ein Piano ein – gespielt von Lukas – und mitten in der Menge erhebt sich eine Schwebebühne. Darauf taucht der Künstler wieder auf, natürlich gut gesichert in dieser Höhe. „Ich bau’ einen Blunt für dich, oh na-na-na“ schallt es aus allen Richtungen, die Fans singen jede Zeile mit. Dass ausgerechnet Cassandra Steens und Adel Tawils Klassiker „Stadt“ dafür herhalten musste, bleibt Geschmackssache – für die Gen Z ist es jedenfalls längst zur eigenen Hymne im Jahr 2025 geworden.
Weitere Hilferufe und ein weiterer Gast-Rapper
Dieser Teil des Konzerts bleibt weiterhin ruhig: Songs wie „Das Leid der Menschen“ oder „Allein da“, bei dem Sängerin Samira in einem funkelnden grünen Kleid zurückkehrt und ihren Part mitsingt, sorgen für Gänsehaut. Doch auch hier wird die Euphorie immer wieder von Zwischenfällen unterbrochen: „Da braucht wieder jemand Hilfe“, ruft Jazeek ins Mikro, während die Security erneut Fans aus der Menge tragen oder Stress schlichten muss.
Während dann Gast-Rapper Pajel mit „10von10“ die Bühne übernimmt, bahnt sich der 26-Jährige derweil seinen Weg zurück durch die Menge – flankiert von Bodyguards, versteht sich. Immerhin könnte auf dem Weg zur Bühne jederzeit ein Teenie versuchen, ihn festzuhalten. Angekommen, wird auf der Bühne mit Pyrotechnik und einem mal roten, mal grünen Farbenspiel fortgesetzt. Songs wie „Es soll so sein“, „Rollercoaster“, „Do you Lie“, „Starboy“ oder „Superstars“ zeigen Jazeek als Performer, der die ganze Bühne nutzt, mit seinen Tänzerinnen flirtet und trotz lasziver Einlagen den Charme eines 26-Jährigen behält, der gerade im Höhenflug ist. „He Wien, ich hab euch lieb – ihr seid ur cool“, ruft er ins Publikum, bevor er ein gemeinsames Foto mit allen Händen in der Luft will.
Eine Zugabe versteht sich
Zum Abschluss durfte natürlich „Akon“ nicht fehlen. Noch einmal drehen alle völlig durch und singen, als hinge ihr Leben davon ab. Um 21:50 Uhr ist dann scheinbar Schluss: Jazeek, der Deutsche mit US-Wurzeln, bedankt sich mit einem „Dankeschön, Wien“ und verlässt die Bühne. Die Fans rufen unermüdlich „Zugabe, Zugabe!“ – und auch ich denke mir: Ernsthaft, er kann doch nicht einfach gehen, ohne eine Zugabe zu liefern. Zu viel Schweiß, zu viele umgekippte Kids, das schuldet er ihnen doch. Aber natürlich: Showbusiness is like no business. Nur wenige Minuten später ist er zurück, um noch einmal den Song zu spielen. „Wien, wir sehen uns bald wieder – passt auf euch auf“, ruft er, bevor diesmal endgültig das Licht angeht.
Fazit: Jazeek hat im Gasometer gezeigt, warum ihn die Gen Z wie einen Superstar feiert. Energie, Hits, Kreischalarm – der Hype ist wirklich echt. Doch bei all den Ohnmachtsanfällen hätte ein kurzer richtiger Break Größe bewiesen. So bleibt: starke Show, aber schwacher Umgang mit Verantwortung.
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