Die Spanische Hofreitschule und ihre Lipizzaner gehören zu den Aushängeschildern Österreichs. Doch in den letzten Jahren rumorte es gewaltig hinter den imperialen Stalltüren. Nun wurde Geschäftsführer Alfred Hudler entlassen, eine Ex-Ministerin soll interimistisch für Ruhe sorgen.
Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass Hudler die Zügel aus der Hand geben muss. Der Aufsichtsrat der Hofreitschule habe das zuständige Landwirtschafts- und Umweltministerium (BMLUK) darüber informiert, dass es erforderlich sei, Hudler seiner Funktion „zu entheben und zu entlassen“, teilte das Ministerium mit.
Es rumorte hinter den Stalltüren
Hudler selbst soll von seiner Entlassung ebenfalls erst am Dienstag erfahren haben. Doch bereits zuvor rumorte es hinter den Stalltüren. Wie die „Krone“ erfuhr, machte sich Hudler, der im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Sonja Klima über keinerlei Fachwissen zum Thema Pferd verfügte, wenig Freunde in der historischen Reitbahn.
So soll er vorgeschlagen haben, „die Produktivität der Pferde zu messen“ – was beim reitenden Personal für Kopfschütteln gesorgt hatte: „Wie soll das gehen, Pferde sind Individuen, da lässt sich nichts pauschalisieren.“ Was allerdings tatsächlich für Entsetzen sorgte, waren die angedachten Kürzungen beim Pflegerpersonal, dessen Aufgabe es unter anderem ist, die Pferde vom Stall in die Reitbahn zu führen.
Dabei wird pro Hengst ein Führender benötigt. Zwei Hengste miteinander zu führen, bedeutet Lebensgefahr für Pferd und Mensch, da die rund 500–600 Kilogramm schweren Tiere Rangkämpfe beginnen könnten. Hudler soll jedoch genau das vorgeschlagen haben, hieß es aus den Bereiterkreisen, „um Personal zu sparen“.
Strafanzeige wegen Untreue
Der ehemalige Manager des Vöslauer-Konzerns hatte sein Amt als Chef der Hofreitschule und des Lipizzanergestüts Piber im Dezember 2022 angetreten und war zuletzt wegen Spesen- und Dienstreiseabrechnung in der Kritik gestanden. Er soll nicht nur Frau und Kind auf Kosten der Institution mitgenommen haben, auch der Umgang mit der Firmenkreditkarte soll fraglich gewesen sein.
Das zuständige Landwirtschaftsministerium erstattete bereits im Juli Strafanzeige wegen Untreue – warum Hudler nicht sofort dienstfrei gestellt wurde, ist unbekannt. Es gilt die Unschuldsvermutung. Hudler selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er sei sich „keines unkorrekten Verhaltens“ bewusst, ließ er im Juli in einer Stellungnahme wissen.
All das soll jedoch nicht der Grund für die nunmehrige Entlassung gewesen sein. Der Aufsichtsrat selbst hüllt sich in Schweigen: „Bis zur endgültigen Bereinigung der Angelegenheit wird zu den näheren Gründen keine Erklärung abgegeben.“ Zuletzt hatte eine interne Revision stattgefunden, auch ein externer Wirtschaftsprüfer wurde engagiert. Dabei soll man Unstimmigkeiten in der Buchhaltung entdeckt haben, inklusive unbezahlter Rechnungen. Zuvor hatte das Ministerium lediglich bekannt gegeben, dass im Zuge der Prüfung bereits bekannter Verdachtsmomente weitere „gravierende andere Verfehlungen“ hervorgebracht wurden. Auch diese sollen nun geprüft werden.
Ex-Ministerin Maria Patek übernimmt
Noch am Dienstagabend wurde jedenfalls eine interimistische Geschäftsführerin bestellt. Maria Patek, Ex-Sektionsleiterin im Landwirtschaftsressort, verfügt immerhin über Führungserfahrung und Expertise im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Als Ministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus war sie von Juni 2019 bis Jänner 2020 Mitglied des von Brigitte Bierlein geführten Expertenkabinetts. Danach kehrte sie in die Sektion für Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit zurück, ehe sie in den Ruhestand trat.
„Ich nehme gerne meine Verantwortung für die Republik wahr und stehe im Interesse der Spanischen Hofreitschule für einen geordneten Übergang bis zur Bestellung eines neuen Geschäftsführers nach einer Ausschreibung zur Verfügung“, wurde Patek in einer Aussendung zitiert. Sie freue sich auch, dass ihr Land- und Forstwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) seine volle Unterstützung zugesichert habe.
Aufsichtsrat kündigte umgehend Ausschreibung an
„Mit den Maßnahmen ist der Aufsichtsrat seiner Verantwortung nachgekommen und hat die von ihm eingeleiteten Untersuchungen konsequent umgesetzt“, hieß es weiter. Er sei froh, dass man Maria Patek für die Funktion „in einer schwierigen Phase gewinnen“ konnte und damit die Hofreitschule „wieder in einen sicheren Hafen führen“ könne, sagte Vorsitzender Martin Winkler. Die Ausschreibung nach dem Stellenbesetzungsgesetz werde umgehend erfolgen. Vielleicht diesmal doch mit einer gewissen Fachexpertise als Voraussetzung.
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