Akademietheater-Kritik

„bumm tschak“: Der Henker müht sich zum Schafott

Kultur
05.09.2025 09:44

Premiere für Ferdinand Schmalz’ Auftragsstück „bumm tschak oder der letzte henker“ im Wiener Akademietheater  – mit Max Simonischek in der Hauptrolle –, das nur etwas schwer vom Fleck kommt.

Allen Prognosen folgend hätten die beiden hier in ihrem Element sein müssen: der hochmusikalische steirische Wortwitzvirtuose Ferdinand Schmalz und der textvernarrte Regisseur Stefan Bachmann. Vor sieben Jahren erarbeiteten sie am Burgtheater eine derart verblüffende, eigensinnige „Jedermann“-Paraphrase, dass sich Bachmann damit für die Burg-Direktion in Erinnerung rief. Jetzt haben sie einander wiedergefunden: Schmalz’ Auftragsstück „bumm tschak oder der letzte henker“ ist eine giftige Dystopie aus den letzten Tagen Österreichs, das nach einer unbenannten Katastrophe in die Barbarei schleudert. Die rechtsradikale Kanzlerin verspricht sich von der Wiedereinführung der Todesstrafe Zustimmung und wirbt einen Clubbesitzer als Henker an.

Tadelloses Schauspiel von Max Simonischek
Tadelloses Schauspiel von Max Simonischek(Bild: Burgtheater/Tommy Hetzel)

Schmalz wagt sich sprachexperimentell weit vor, im Text alternieren klare politische Ansagen mit Rätselbildern von dunkler Pracht. Dennoch kann man sich auch komplizierten Werken leichtfüßig nähern. Nikolaus Habjan zum Beispiel hat in St. Pölten Elfriede Jelineks Trump-Satire „Am Königsweg“ in ein unterhaltsames und dennoch ernsthaftes Kabarett verwandelt.

Bachmann allerdings ist Schmalz’ Sprache derart verfallen, dass er das Stück förmlich zelebriert. Penibel wird Satz für Satz in eine finstere Welt fratzenhafter Kreaturen choreografiert (Bild: Olaf Altmann). Der Vorhang ist einem Fallbeil nachgebildet, ansonsten sieht man auf leerer Bühne vor der Feuermauer eine konsequente, aber zwischendurch auch mühsame Arbeit. Leichtigkeit, Selbstironie, das hinterhältige Spiel mit österreichischen Stereotypen wären hier gefragt gewesen. Dann hätten auch die tadellosen Schauspieler zu größerer Gelöstheit gefunden. So hat Stefanie Dvorak als Kafka-generierte Tür den überraschendsten Auftritt. Ansprechendes sieht man auch von Maresi Riegner, wogegen die Protagonisten Max Simonischek (Henker Josef) und Melanie Kretschmann (Kanzlerin) auf hohem Niveau Erwartbares produzieren.

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