Das Theater in der Josefstadt zeigt Jean-Paul Sartres Revolutions-Drama „Die schmutzigen Hände“. Trotz intensiver Schauspieler und starker Bilder hat die Produktion in der Regie von David Bösch ihre Längen.
Die Revolution frisst ihre Kinder. Mitunter jedoch auch ihre Väter – wie in Jean-Paul Sartres Drama „Die schmutzigen Hände“. Dort soll der junge Parteigänger Hugo den proletarischen Parteichef Hoederer töten, der in den Augen seiner Basis zu kompromissbereit agiert. Der ideologische Generationenkonflikt zwischen jugendlich blindem Ungestüm und weitsichtig pragmatischer Reife endet mehrfach fatal.
Regisseur David Bösch belässt das Stück vage in seiner Entstehungszeit in den 1940er Jahren. Er inszeniert recht kommentarlos ein Kammerspiel, das trotz intensiver Schauspielleistungen seine Längen hat. Die moralische Metaebene überlagert das persönliche Drama der Figuren letztlich: Politik hat kein Gewissen, Ideologie ist austauschbar – so die knappe wie überdeutliche Moral der Geschichte.
Nils Arztmann ist als jugendlicher Revolutionär Hugo von der ersten Szene emotional am Anschlag und nimmt sich damit die Möglichkeit, die Figur zu entwickeln. Auch Johanna Mahaffy als seine Frau Jessica legt ihre Rolle recht durchdringend an, hat jedoch emotionale Bandbreite – vor allem singt sie hinreißend rauchige Chansons zwischen den Szenen. Die mit Abstand überzeugendste Figur gestaltet Günter Franzmeier – dieser in sich ruhende, klug weitsichtige Parteichef Hoederer ist der Angelpunkt des Stückes.
Die stärksten Bilder auf der leeren, schwarzen, nebelverhangenen Bühne entstehen zwischen den Szenen, wenn Johanna Mahaffy singt und Regisseur Bösch die verlorenen Figuren zu poetischen Tableaus arrangiert.
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