Sartre-Premiere

Schmutzige Hände packen die Josefstadt

Kultur
03.09.2025 12:33

Das Theater in der Josefstadt startet in die neue Spielzeit mit Sartres Polit-Stück „Die schmutzigen Hände“. Wir baten die beiden Hauptdarsteller Johanna Mahaffy und Nils Arztmann zum Gespräch.

Das Theater in der Josefstadt startet in die neue Saison mit Sartres „Die schmutzigen Hände“. Darin soll der junge Intellektuelle Hugo (Nils Arztmann) den Parteisekretär Hoederer (Günter Franzmeier) ermorden. Hugo ist aber von dessen charismatischer Art fasziniert, was seine idealistischen Prinzipien ins Wanken bringt. Als ihn seine Frau (Johanna Mahaffy) mit Hoederer betrügt, ändert sich die Situation.

„Krone“: Existenzialist Sartre thematisiert den Konflikt zwischen revolutionärer Moral und politischem Realismus – wie sehr ist es ein philosophisches Stück?Johanna Mahaffy: Das Thema „Existenzialismus“ schwingt im Stück immer mit. Die große Qualität von Sartre ist, dass er so toll dramatisiert. Wir sehen in diesem Stück Menschen, Individuen, die alle ihre Geschichte haben, die ihre Päckchen, ihren Rucksack tragen und dann versuchen, sich irgendwie in dieser Welt durch Entscheidungen und Situationen zu definieren und damit umzugehen. Für mich ist es nicht nur ein politisches oder philosophisches Stück – es ist vor allem ein tief menschliches, zwischenmenschliches Drama.

Nils Arztmann: Für mich ist es ein Thriller, kein philosophisches Stück. Es geht darum, dass meine Figur Hugo den Auftrag bekommt, jemanden umzubringen, und eigentlich geht es darum: Tut er es, oder tut er es nicht? Und am Ende bleibt die Frage, warum er es getan hat. Hugo sagt selber: „Ich weiß nicht, warum ich ihn getötet habe. Ich weiß nur, warum ich ihn hätte töten sollen.“ Die Frage ist: Kann ich jemanden töten, wenn ich ihm ins Gesicht schaue?

Günter Franzmeier spielt Hoederer, den Hugo (Nils Arztmann) ermorden soll
Günter Franzmeier spielt Hoederer, den Hugo (Nils Arztmann) ermorden soll(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Nils Arztmann und Johanna Mahaffay
Nils Arztmann und Johanna Mahaffay(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Nils Arztmann und Günter Franzmeier
Nils Arztmann und Günter Franzmeier(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

 

Auslöser des Mordes ist Hugos Frau: Warum küsst sie „den Feind“ eigentlich?Mahaffy: Sie realisiert, dass Hugo ausschließlich seinen Idealen nachrennt, gefangen im Wahn, und sie bemerkt, dass sie in ihrer Existenz dabei total übersehen wird. Aber sie will gesehen werden, leben, lieben, Leidenschaft empfinden. Mit Hoederer kommt plötzlich so eine Intimität auf – und eine Sehnsucht, der sie nachgehen möchte. Er fasziniert sie, weil er eine Leidenschaft verkörpert, die Jessica viel mehr gleicht. Jessica verkörpert außerdem, wie Politik und Privates untrennbar ineinander greifen – und dass politische Entscheidungen immer private Konsequenzen haben.

Arztmann: . . . und obwohl Hugo und Hoederer zwei Gegenpole sind, entsteht eine große Empathie der beiden füreinander. Und das ist das Schöne daran, dass es trotz allem irgendwie eine Liebesgeschichte ist, also nicht im romantischen Sinn, sondern generell die Liebe zu einem Menschen.

Was soll der Zuschauer aus dem Stück mitnehmen?
Arztmann: Wie viele Kompromisse kann man machen, darf man machen, sollte man machen, ohne dass man seine Ideologie und sich selbst verleugnet? Und wie schnell und wie leicht kann es passieren, dass gerade ein junger Mensch in so etwas hineinkippt? Dass oft die jungen Menschen, denen das passiert, gar nicht wissen, in was sie da hineingeraten. Im besten Fall geht man aus dem Stück und ist sich dessen bewusst, dass es einen differenzierten Blick braucht, wenn man einem anderen Menschen gegenübertritt. Man muss immer bereit sein, Kompromisse zu finden. Ich glaube, das ist das Wichtigste.

Sie wurden beide als Ensemblemitglieder für die Saison 2026/27 verlängert. Was bedeutet das für Sie als junge Schauspieler?
Mahaffy: Ich empfinde große Verbundenheit zum Haus und fühle mich sehr wohl in diesem Ensemble.

Arztmann: Ich habe mir immer gesagt, dass ich nur dort arbeiten möchte, wo ich mich wohlfühle. Und jetzt gerade ist das hier so. Ich weiß nicht, wie lang das so ist oder ob es immer so sein wird, aber jetzt gerade fühle ich mich mit den Menschen hier sehr wohl, insbesondere mit Johanna!

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