Drohung nach Amoklauf

Seltene Einsicht der eigenen Dummheit vor Gericht

Oberösterreich
03.09.2025 11:33

Es war einer der seltenen Momente vor Gericht, bei denen man wirklich an das Einsehen und die Reue glaubt. Ein Jugendlicher, der nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule mit einem Bild einer Pistole für Unruhe unter seinen Schulfreunden gesorgt hatte, ließ mit seiner Aussage beim Prozess aufhorchen. Und bekam dafür Milde.

Ein unbedachtes Posting in der Chatgruppe seiner Schulklasse hat einen 15-Jährigen am Mittwoch vor das Strafgericht in Ried gebracht: Kurz nach dem Amoklauf von Graz hatte er ein Foto von einer Waffe samt Patronenhülsen gepostet, versehen mit dem Wort „Peng!“ und dem Hinweis, man solle sich nicht mit ihm anlegen. Die Staatsanwaltschaft wertete das als gefährliche Drohung an die 17 Mitglieder der Chatgruppe. Vorerst kam der einsichtige Jugendliche mit einer Diversion davon.

„Er wollte nur cool sein“
Der unbescholtene Bursch, der die Schule gerade beendet hat und auf Jobsuche ist, hatte am 15. Juni seinen erwachsenen Bruder zum Schießstand begleiten dürfen. Von dort setzte er das Posting ab, das Inhalt des Strafantrags war – nur fünf Tage nach dem Amoklauf von Graz, der zehn Tote gefordert hat. Seine Anwältin betonte, er habe „nicht Angst und Schrecken verbreiten“, sondern nur „cool sein“ wollen.

„Wo würden Sie ihre Dummheit einordnen?“
Der Jugendliche selbst gab sich vor Gericht kleinlaut. Ja, er wisse, was in Graz passiert sei, man habe damals in der Schule darüber gesprochen und eine Schweigeminute abgehalten, sagte er auf eine entsprechende Frage des Richters. Wo der auf einer Dummheitsskala von eins bis zehn seine Tat einordnen würde? „Bei 14.“

„Seien Sie ein bissi sensibler“
Aufgrund der Einsichtigkeit wurde dem Burschen eine Diversion angeboten. Er bekommt einen Bewährungshelfer, der ihn bei der Jobsuche unterstützen soll. Wenn er sich bis dahin nichts zuschuldenkommen lässt, wird das Verfahren in einem Jahr eingestellt. Sowohl der 15-Jährige als auch die Staatsanwaltschaft waren einverstanden. Der Richter gab dem Jugendlichen noch einen Tipp mit auf den Weg: Er möge doch künftig „ein bissi sensibler sein mit dem Thema“.

Porträt von Krone Oberösterreich
Krone Oberösterreich
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