Geld für Kühne-Mann

Wie René Benko den reichsten Deutschen köderte

Wirtschaft
02.09.2025 15:21

Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne hatte einen Mann in den eigenen Reihen, der offensichtlich auch aufseiten René Benkos spielte. Und dafür eine Millionenprovision kassierte. Die „Krone“ kennt die Details.

Klaus-Michael Kühne hat bei René Benkos Signa in Summe etwa eine halbe Milliarde Euro verloren. In einem „Welt“-Interview Mitte Mai meinte der Multi-Unternehmer: „Ich bin einem Ganoven ersten Ranges auf den Leim gegangen.“ Und: „Für mich ist es ein Phänomen, wie sehr ich mich von Herrn Benko habe einlullen lassen.“

1,7 Millionen Euro Provision
Vier Monate später kann dieses Rätsel zum Teil gelöst werden. Denn der 88-jährige Hamburger Logistik-Tycoon Kühne, der mit einem Privatvermögen von gut 40 Milliarden als reichster Deutscher gilt, hatte laut Recherchen von „Krone“ und „News“ einen Mann in den eigenen Reihen, der offensichtlich auch aufseiten Benkos spielte. Und für den Einstieg von Kühnes Holding in Benkos Signa reich entlohnt werden sollte. Von einer Signa-Tochter in der Schweiz. Mit 1,59 Millionen Franken plus Mehrwertsteuer. Umgerechnet 1,712 Millionen Euro. Davon hatte Klaus-Michael Kühne keine Ahnung.

Als Türöffner Benkos bei Kühne fungierte Martin Wittig, der seit 2014 im Verwaltungsrat der Schweizer Kühne + Nagel International AG sitzt. Wittig war einst CEO beim Beratungsunternehmen Roland Berger. Darüber hinaus auch Deutschlands Honorarkonsul in der Schweiz. Als gut bezahlter Verwaltungsrat steht er somit auf der Lohnliste von Kühnes Konzern.

Klaus-Michael Kühne vertraute René Benko mehr als eine halbe Milliarde Euro an.
Klaus-Michael Kühne vertraute René Benko mehr als eine halbe Milliarde Euro an.(Bild: Krone KREATIV/EXPA Daniel Pilar / laif / picturedesk.com)

Vorliegende vertrauliche Mails zeigen, wie eng Wittig und Benko im Hinblick auf Kühne abgestimmt waren. Bereits Anfang Februar 2019 schreibt Wittig Benko, dass er „ein Kennenlernen“ organisiere. Danach stellt Wittig den Signa-Gründer Benko bei Kühne schriftlich als „tollen Unternehmer“ und „spannenden Menschen“ vor. Und betont, dass es die Möglichkeit gebe, Immobilienprojekte in Kühnes Heimatstadt Hamburg zu realisieren.

Der Elbtower in Kühnes Heimatstadt Hamburg – heute eine weitere Signa-Ruine.
Der Elbtower in Kühnes Heimatstadt Hamburg – heute eine weitere Signa-Ruine.(Bild: APA/dpa/Marcus Brandt)

„Magst du noch telefonieren ...“
Für Benko eine perfekte Steilvorlage. Er schlägt Kühne im Frühjahr 2019 Treffen in Zürich, Hamburg oder Wien vor. In weiterer Folge kommt es zu einem Abendessen in Kühnes Domizil im Schweizer Schindellegi. Vorab schreibt Kühne-Mann Wittig dem Signa-Machthaber Benko noch eine Nachricht: „Magst du noch telefonieren, bevor du Kühne siehst. Gibt vielleicht ein paar Sachen, die du wissen solltest.“

Bei diesem Abendessen sollte es Benko gelingen, seinen späteren Investor Kühne offenbar erstmals einzulullen. Zumindest legt dies die weitere Konversation zwischen Wittig und Benko nahe. Wittig jubelte aus dem Flugzeug: „Fliege grad mit KMK (Klaus-Michael Kühne, Anm.) nach Mallorca. Voll des Lobes! Hast offensichtlich einen super Job gemacht! War ja nicht anders zu erwarten (…)“

Die Infografik stellt die Chronologie des Immobilienunternehmers Rene Benko dar. Sie zeigt wichtige Stationen wie den Aufbau der Signa-Gruppe, Investitionen in Immobilien, Gerichtsverfahren wegen Korruption 2012, wachsende Kritik ab 2021 und die Insolvenz der Signa 2022–2023. Die Grafik endet mit Benkos Festnahme und Anklage im Jahr 2025. Quelle: APA.

Diener zweier Herren
Der Erfolg wird laut Recherchen von „Krone“ und „News“ bald in einem Vertrag zwischen Wittigs Unternehmen mcw und einer Schweizer Signa-Gesellschaft festgehalten – und birgt einen brisanten Interessenkonflikt. Nicht nur die Zahlungsmodalitäten sind genau geregelt: „Die Fälligkeit erfolgt zu zwei Dritteln jetzt und das letzte Drittel zum Jahresultimo 2020 … den Betrag der jetzigen Fälligkeit (CHF 1.060.000 zzgl. MwSt.) sollten Sie bis spätestens Dienstag, eingehend auf Ihrem Konto bei der UBS, erhalten.“ Auch der Rechnungstext hat es in sich: „Im Zusammenhang mit der erfolgreichen Vermittlung (Erwerb von Aktien der SIGNA Prime Selection AG) der Kühne Immobilia AW GmbH erlaube ich mir, Ihnen vereinbarungsgemäß in Rechnung zu stellen …“

Benko hat also mithilfe eines Kühne-Vertrauensmannes sein Ziel erreicht. Kühne investiert über seine Holding in die Signa Prime. Und Wittig, der Diener zweier Herren, erhält aus dem Benko-Reich ein siebenstelliges Honorar.

Rücktritt nach der Anfrage
Klaus-Michael Kühne hat erst am 1. September durch eine Anfrage von „Krone“ und „News“ von Wittigs Doppelrolle erfahren. Ein Sprecher erklärte: Weder Herr Kühne noch die Kühne Holding hätten von dem Vorgang Kenntnis gehabt.

Kühne-Verwaltungsrat Wittig teilte nach Erhalt der Anfrage noch am Abend des 1. September mit: Er „bedaure zutiefst“, Herrn Kühne „weder die Höhe der Vermittlungsgebühr noch den Vermittlungsvertrag offengelegt“ zu haben. Er sei bereit, „für diesen Vertrauensbruch die Konsequenzen zu tragen“ und von seinen Mandaten bei Kühne + Nagel „mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.“

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