Starb bei Livestream

Bestürzung nach Tod von Reuters-Journalist in Gaza

Ausland
27.08.2025 14:02

Er berichtete über das Leid der Zivilbevölkerung im Krieg, lebte selbst in einem Zelt und kämpfte um das Überleben seiner Familie. Am Montag wurde der Reuters-Journalist Hussam al-Masri bei einem israelischen Beschuss einer Klinik im Gazastreifen getötet. Der 49-jährige Kameramann war gerade für eine Live-Videoübertragung vom Nasser-Krankenhaus zuständig, als das Gebäude getroffen wurde.

Masris Leidenschaft für den Journalismus entsprang dem Wunsch, der Welt zu zeigen, was in Gaza geschieht, wie seine Frau Samaher berichtet. Sein Bruder Esseldin sagt: „Das war Hussams Rolle in den Medien: den Sendern die Wahrheit zu liefern.“ Der 49-Jährige wurde in Khan Younis im südlichen Gazastreifen geboren und wuchs dort auch auf. Er hinterlässt vier Kinder im Alter zwischen 15 und 23 Jahren. Seine 39-jährige Frau leidet an Krebs. Masri hatte vor seinem Tod versucht, sie zur Behandlung aus dem Gazastreifen zu bringen.

„Nichts als Ruinen“
Die Familie floh aus ihrem Haus, als die israelischen Streitkräfte kurz nach Beginn des Krieges die Zivilisten zum Verlassen von Khan Younis aufforderten. Später erfuhr sie, dass ihr Haus zerstört wurde. In einem selbstgedrehten Video beschrieb Masri seine Trauer über den Verlust seines Hauses und seiner Nachbarschaft. „Nichts ist geblieben als Ruinen – Ruinen, über die wir weinen“, sagte er. Die Familie kehrte im Juli 2024 nach Khan Younis zurück und fand in einem Zelt Zuflucht.

Hier starb Hussam al-Masri.
Hier starb Hussam al-Masri.(Bild: AFP/OMAR AL-QATTAA)

Im Mai 2024 begann Masri, als freier Mitarbeiter für die Nachrichtenagentur Reuters zu arbeiten. Der Krieg in dem Küstenstreifen hatte im Oktober 2023 nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel begonnen. Masri war für die tägliche Liveübertragung aus dem Nasser-Krankenhaus verantwortlich, die Reuters-Medienkunden weltweit nutzten. Zudem berichtete er über die humanitäre Katastrophe im südlichen Gazastreifen. In seinem letzten Beitrag vom Samstag ging es um trauernde Familien, die bei israelischen Angriffen Angehörige verloren.

Masris Leiche wurde zusammen mit seiner Kamera auf einer Außentreppe des Krankenhauses geborgen, von wo er die Aussicht über Khan Younis gefilmt hatte. Eine zweite Explosion auf der Treppe tötete wenige Minuten später mindestens 19 Menschen, darunter Rettungskräfte und vier weitere Journalisten. Einer von ihnen, Moas Abu Taha, hatte ebenfalls Bildmaterial für Reuters geliefert. Der Reuters-Fotograf Hatem Khaled wurde bei dem zweiten Angriff verletzt, als er die Folgen der ersten Explosion filmte.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal.(Bild: EPA/MOHAMMED SABER)

„Stark, zuverlässig und mutig“
Die israelische Armee teilte am Dienstag mit, die Journalisten seien nicht Ziel des Angriffs gewesen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, Israel bedauere das „tragische Missgeschick“ zutiefst. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) hat nach eigenen Angaben während des Gazakrieges den Tod von insgesamt 189 palästinensischen Journalisten dokumentiert. Die Organisation forderte am Montag die internationale Gemeinschaft auf, Israel zur Rechenschaft zu ziehen. „Den Tätern darf nicht länger gestattet werden, ungestraft zu handeln.“

Masri hatte sich für die Arbeit am Nasser-Krankenhaus entschieden, da er diesen Ort für den sichersten hielt, wie sein Kollege Mohammed Salem sagt, der ihn seit über 20 Jahren kannte. In ihrem letzten Gespräch Montagfrüh habe Masri geschildert, wie schwierig das Leben in Gaza und der Kampf um Nahrung geworden sei.

Reuters-Chefredakteurin Alessandra Galloni erklärte, Masri sei fest entschlossen gewesen, aus Gaza für die Welt zu berichten. „Er war stark, zuverlässig und mutig, selbst unter den schwierigsten Umständen. Sein Tod wird von allen, die mit ihm in dieser Redaktion zusammengearbeitet haben, zutiefst betrauert.“

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