In Kitzbühel brachte Christian Winkler einst die Starköche Tim Mälzer und Tim Raute kulinarisch zur Verzweiflung. Jetzt hat er mit seiner Frau Sigrid ein neues Restaurant eröffnet – und das spielt alle Stückeln…
Eine wahre Kitzbüheler Institution war der Auwirt – jenes Restaurant, in dem Christian Winkler lange mit seinem Bruder Markus werkte. Spätestens im März 2020 erlangten die Brüder Kultstatus, als jene Folge von „Kitchen Impossible“ ausgestrahlt wurde, in der die Starköche Tim Mälzer und Tim Raue an Winklers einzigartigen Schnitzel und Kaiserschmarren scheiterten. Doch mit dem Kultstatus kam gleichzeitig die Pandemie und mit der teuren Pacht das Ende ihres Restaurants. Mit großem Erfolg starteten Christian und seine Ehefrau Sigrid einen Foodtruck und Private Dinings bei ihren Gästen zu Hause. Stets begleitete sie aber der Wunsch, wieder sesshaft zu werden.
Kitzbühel ist wirtschaftlich nicht leistbar
„Dem Christian war nur wichtig, dass es nach 20 Jahren Pacht endlich Eigentum wird. Über zehn Jahre in Kitzbühel haben uns aber gezeigt, dass es dort nicht realistisch ist, etwas zu erwerben, was man wieder reinwirtschaften kann“, erklärt Sigrid. Also wurde es die malerische Stadt Rattenberg, direkt an der Inn – Sigrids Heimat. Dort ist ihr Papa sehr engagiert, was die Stadtentwicklung betrifft, weg vom Ramsch-Tourismus und dafür frischen Wind und Qualität reinbringen. Damit einhergehend sollte auch das Alte Rathaus, einst das Zollamt der Inn-Schifffahrt, mit einem modernen, hochwertigen Gastronomie-Konzept belebt werden. Dafür sollte das Ehepaar Winkler als Berater fungieren, doch am Ende kauften sie den ersten Stock des denkmalgeschützten Hauses, um dort ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen. Das Erdgeschoss haben sie gleich dazugepachtet. Dort gibt es die Pizzen, die sie während der Pandemie entwickelt haben, hausgemachte Kuchen und täglich wechselnde Tagesgerichte, im Stockwerk darüber ein Gourmetrestaurant mit Fine Dining.
„Mag den Ausdruck ,Fine Dining‘ nicht“
Wobei Christian Winkler mit dem Ausdruck nicht viel anfangen kann. „Also ,Dining’ ist ja eher abends, wir legen es aber am Mittag aus und ,Fine’ – naja, eine hochwertige Pizza ist auch ,Fine Dining’.“ Am Ende blieb aber kein anderer Ausdruck dafür, was das Ehepaar in ihrem mit viel Aufwand und Liebe zum Detail renovierten Lokal kredenzt. Speisekarte im klassischen Sinne gibt es keine, dafür aber ein Menü mit „12 feine Köstlichkeiten“, wie es Christian Winkler schmunzelnd formuliert „und vier bis fünf Stunden, in denen wir für unsere Gäste hochpräsent da sind.“ Moosbeeren aus dem Zillertal, Eierschwammerl und Steinpilze aus dem nächsten gelegen Wald, Fische aus Kirchbichl, Wild ausschließlich vom Jäger, seltene Gemüsesorten, Kräuter, Salat und Knoblauch aus den umliegenden Dörfern – auf den als dreikantige Bar konzipierten Chef’s Table kommen zu 90 Prozent regionale Produkte, je nachdem was Winklers treue Lieferanten aus der erweiterten Umgebung zu bieten haben. Sein berüchtigtes Schnitzel und den Kaiserschmarren macht Winkler nur noch selten. Die Nachfrage sei enden wollend, der Aufwand – sowohl Ware als auch Personal – hoch „und es gibt andere Sachen auch.“
Ob sie sich für ihre Arbeit „Michelin“-Sterne, „Gault&Millau“-Hauben oder „Falstaff“-Gabeln als Auszeichnung wünschen? „Nicht für unser Ego, aber für das Haus auf jeden Fall“, ist sich das Ehepaar einig. Für die Restaurantführer haben sie eine große Wertschätzung, denn hinter ihnen stünde eine Gemeinschaft, die die Leidenschaft der beiden für Kulinarik und Gastronomie teilen würde.
Eine Leidenschaft, ohne die das Ehepaar ihre teilweise 20 Stunden langen Arbeitstage wohl nicht bewerkstelligen könnte. Oder wie es Christian Winkler mit den Worten von Friedrich Nietzsche ausdrückt: „Wer ein ,Warum’ zum Leben hat, erträgt fast jedes ,Wie’.“
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