„Krone“-Interview

Johann Strauss im Zirkus und ein spuckendes Lama

Adabei Österreich
11.08.2025 08:30

Der Circus Roncalli haucht Johann Strauss’ berühmter Operette „Cagliostro“ neues Leben ein. In die Titelrolle schlüpft Musicalstar Thomas Borchert, der im „Krone“-Interview über entspannte Proben und traumatische Zirkuserlebnisse plauderte.

Es soll ein Musikspektakel zwischen Pop, Theater und Zirkuswelt werden, wenn – basierend auf Johann Strauss’ gleichnamiger Operette – „Cagliostro“ wieder zum Leben erwacht. Zum heurigen 200. Geburtstag des „Walzerkönigs“ kommt das traditionsreiche Circus-Theater Roncalli nach Wien und öffnet die Manege für ein besonderes Musiktheatererlebnis. In die titelgebende Rolle schlüpft Musicalstar Thomas Borchert, den wir anlässlich der Kostümprobe zum Interview trafen.

Krone“: Die Proben für „Cagliostro“ sind voll im Gange. Saloppe Frage: Wie läuft’s?

Thomas Borchert: Es sind alle wahnsinnig gut vorbereitet: die komplette Produktion, die Ausstattung, die Regie, die musikalische Leitung. Das erlebt man selten. Normalerweise hat man doch immer hier oder da irgendwas zu meckern, und das gibt es hier einfach gar nicht. Man kommt, legt sich quasi in ein gemachtes Bett und kann einfach starten. Und das ist schön. Und auch die ganze Atmosphäre ist sehr angenehm. Es ist eine gute Mischung aus Entspanntheit und trotzdem konzentriertem Arbeiten.

Wir trafen Thomas Borchert bei der Kostümprobe in Wien.
Wir trafen Thomas Borchert bei der Kostümprobe in Wien.(Bild: Alexander Tuma)

Und das, obwohl es eine Uraufführung ist?

Ja, eine Uraufführung ist immer ganz besonders spannend und dafür sind wir, finde ich, von der Vorbereitung schon wahnsinnig weit. Das Team galoppiert fast so schnell voraus, dass man selber kaum mitkommt. Ich habe also nur Positives zu berichten.

Eine wichtige Komponente, das Zirkuszelt, fehlt aber noch, oder?

Dort haben wir erst das originale Set-up, auch für die Artisten. Das kann man natürlich hier alles noch gar nicht wirklich simulieren. Was jetzt hier noch relativ entspannt ist, wird dann noch ein ganz interessanter Endspurt werden irgendwann. Aber bis dahin wird das Team gut zusammengeschweißt sein.

Schauspieler Josef Ellers (li.), Intendant Roland Geyer (M.) und Clown Oriolo beäugen die ...
Schauspieler Josef Ellers (li.), Intendant Roland Geyer (M.) und Clown Oriolo beäugen die geplante Bühne...(Bild: Alexander Tuma)
...die Zelt des Cirkus Roncalli sein wird und auf der Borchert als Titelheld Cagliostro eine ...
...die Zelt des Cirkus Roncalli sein wird und auf der Borchert als Titelheld Cagliostro eine tragende Rolle spielt.(Bild: Alexander Tuma)

Apropos Zirkuszelt: Was ist für Sie anders, wenn Sie nicht auf einer klassischen Bühne stehen, sondern von allen Seiten beobachtet werden?

Der Regisseur hat schon gesagt, dass er uns immer wieder daran erinnern – nein, dass er uns auf die Nerven gehen wird, dass wir eben in einem Zirkus agieren. Man muss irgendwie immer in Bewegung sein. Und wenn man manchmal steht, muss man aufpassen, für einige Zuschauer die Kollegen nicht zu verdecken. Das kenne ich aus dem Wiener Metropol, wo ich oft auftrete. Da hat man drei Seiten, die man bespielt, aber das hier ist noch mal eine ganz neue Herausforderung.

Ein Fixstern am Musiclhimmel

Thomas Borchert wurde 20.7.1966 in Essen geboren. Bereits mit acht Jahren erhielt er Klavierunterricht, später gewann er mit seiner Rockband Cakewalk sogar den Musikpreis NDR Hörfest. Während seiner Ausbildung an der Hamburger Stage School of Music, Dance and Drama erhielt er erste Musical-Engagements. Seit seinen Rollen in „Elisabeth“, „Mozart!“ oder „Tanz der Vampire“ ist Borchert ein Fixstern am deutschsprachigen Musicalhimmel und durch seine häufigen Auftritte in Wien auch hierzulande gern gesehen bei Musicalfans. Der Künstler ist mit Musicaldarstellerin und Schauspielerin Navina Heyne verheiratet. Er hat einen Sohn aus erster Ehe.

 

Dafür hat die Manege auch einen ganz eigenen Zauber. Welchen – vielleicht magischen – Moment haben Sie im Zirkuszelt erlebt?

Es gibt eine kleine Geschichte, die ich mal erlebt habe. Als ich eines Morgens in meiner damaligen Hamburger WG dran war, die Brötchen zu holen, stand am Marktplatz ein Zirkus-Mensch mit einem Lama. An dieser Stelle möchte ich mit einem dicken Ausrufezeichen sagen, dass ich ein ganz großer Tierfreund bin und Tiere, vor allen Dingen wilde Tiere, nicht in den Zirkus gehören. Deshalb bin ich unheimlich froh, dass wir mit Roncalli zusammenarbeiten. Die waren die Ersten, die ohne Tiere gearbeitet und gezeigt haben, dass das wunderbar funktioniert. Auf jeden Fall war also jemand mit diesem armen Lama da, um Geld zu sammeln. Und ich stand da, mit meiner Brötchentüte in der Hand, und dachte mir, ich muss mal großzügig sein und habe tatsächlich zehn Mark in seinen Hut geworfen. Zum Dank hat mich das Lama dermaßen angespuckt, dass mir alles runterlief – über meine Klamotten und über meine Brötchentüte. Die habe ich dann übrigens nicht mehr gegessen.

Das könnte dank Roncalli also eine späte Versöhnung mit dem Zirkus werden?

Ja, das wäre schön.

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