Staatsmeisterschaften

Erstmals seit 89 Jahren ist Beste der Welt dabei

Sport-Mix
01.08.2025 13:54

Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson sorgt an diesem Wochenende bei den Staatsmeisterschaften in Eisenstadt für eine außergewöhnliche Rarität der österreichischen Leichtathletik. Die 29-Jährige tritt am Samstag bei den Titelkämpfen als Weltjahresbeste an, was es seit Ilona Gusenbauer bzw. im Speerwurf seit der legendären Herma Bauma nicht gegeben hat.

Grund genug, die historische Tragweite des sensationellen Rekordwurfs (67,76 m) von Vicky Hudson einzuordnen und zu würdigen.

Vor Victoria Hudson war Ivona Dadic die letzte Österreicherin, die eine Weltjahresbestleistung in der Leichtathletik aufstellte. Dies gelang ihr im Rahmen der Staatsmeisterschaften in Götzis 2020 im Siebenkampf mit 6491 Punkten. Mit dieser Leistung war die Niederösterreicherin auch zum Jahresende Nummer 1 der Welt. Danach muss man aber schon Jahrzehnte in der Geschichte zurückgehen, um in der Leichtathletik weitere Weltjahresbeste aus Österreich zu finden.

Ivona Dadic stellte 2020 in Götzis eine Weltjahresbestleistung auf.
Ivona Dadic stellte 2020 in Götzis eine Weltjahresbestleistung auf.(Bild: GEPA/Patrick Steiner)

Nur die ganz Großen
Dabei gelangt man schnell zu den Größten des heimischen Sports. Laut Karl Graf, dem besten Leichtathletik-Statistiker Österreichs, gab es neben Ivona Dadic nur noch drei Athletinnen und zwei Athleten, die zum Jahresende jeweils Weltranglistenerste waren. Bei den Frauen sind dies Herma Bauma (Speer/1936 und 1944), Liese Prokop (Fünfkampf/1969) und Ilona Gusenbauer (Hoch/1971) sowie bei den Männern Otto Egger (Weitsprung/1914) und Heinrich Thun (Hammerwurf/1963).

Gusenbauer reiste vor 54 Jahren auch bereits dank einem Sprung über 1,90 Meter als Weltjahresbeste zu den Staatsmeisterschaften an, ihren legendären Weltrekord von 1,92 Meter stellte sie allerdings erst hinterher auf. Dennoch ist sie wohl die letzte Nummer eins der Welt, die bei Staatsmeisterschaften antrat.

Prokops Bestleistung zwei Jahre zuvor war nämlich erst nach den nationalen Titelkämpfen passiert, genauso wie die 69,77 Meter von Hammerwerfer Heinrich Thun 1963 und die 7,18 Meter des heute fast vergessenen Weitspringers Otto Egger 1914. 

Kurioser Fall Bauma
Ein ganz spezieller Fall war Herma Bauma. Obwohl die Olympiasiegerin von London 1948 in jenem Jahr mit 48,63 sowie schon 1947 mit 48,21 Metern Weltrekorde warf, wurden diese Würfe am Ende des jeweiligen Jahres in den internationalen Statistiken nicht als Weltjahresbestleistung gewertet. Zwei bzw. drei Russinnen lagen dort 1947 bzw. 1948 vor ihr. Ihre Leistungen waren korrekt, wurden aber nicht als Weltrekorde anerkannt, da die Sowjetunion damals noch nicht Mitglied im Leichtathletik-Weltverband (IAAF) war.

Herma Bauma nahm schon 1936 als Nummer eins der Welt im Speerwurf teil.
Herma Bauma nahm schon 1936 als Nummer eins der Welt im Speerwurf teil.(Bild: Sportschau 1948)

Karl Graf aber wusste aus dem Stegreif, dass Herma Bauma ihre 45,71 m, mit denen sie dann schließlich auch Ende 1936 Weltbeste war, bereits am 11. Juli in Wien erzielt hatte, also vor den österreichischen Meisterschaften am 4. August. Da trat sie also als Nummer 1 der Welt zu den Titelkämpfen an – womit sich der Kreis von Herma Bauma 1936 zu Victoria Hudson 2025 schließt. Weltklasse-Speerwerferinnen unter sich.

Siebenter Titel ist Formsache
Für Victoria Hudson ist bei den Staatsmeisterschaften in Eisenstadt ihr siebenter Titel natürlich nur Formsache. Ihr Ziel ist es, heuer ihren fünften 60-m-Wettkampf zu bestreiten. Mit dem bisherigen Saisonverlauf ist sie, wie kann es anders sein, sehr zufrieden. Ihre Weltjahresbestleistung fand jetzt auch die gebührende, ja logische Anerkennung mit einer Startzusage für das Diamond-League-Meeting in Lausanne am 20. August. Dort wird auch Caroline Bredlinger, am vergangenen Sonntag Sensationssiegerin beim ISTAF in Berlin, im B-Lauf über 800 m starten.

Porträt von Olaf Brockmann
Olaf Brockmann
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