Vögels Lexikon

Wenn Vorarlberger „hauen“, kann das viel bedeuten

Stefan Vögel ist Kabarettist und einer der erfolgreichsten Drehbuch- und Theaterautoren im deutschsprachigen Raum. Was er ebenfalls ist: ein waschechter „Voradelberger“.(Bild: mathis.studio)

Der Vorarlberger Dialekt hat bekanntlich seine Eigenarten, insbesondere im Osten Österreichs versteht man nicht immer, was einem der Alemanne sagen will. Der Kabarettist und Autor Stefan Vögel will mit „Vögels Lexikon“ Abhilfe schaffen und Brücken bauen. Heute erklärt er das vielseitige Zeitwort „hauen“.   

In unserer alemannischen Mundart hat das Zeitwort hauen zwar dieselbe Hauptbedeutung wie im Hochdeutschen, nämlich schlagen (I hau dr oane i d‘Schnorra = ich hau dir eine aufs Maul). Gleichzeitig wird das Verb aber noch für eine völlig andere Handlung sowie zusätzlich für die bestimmte Eigenschaft eines Objekts benutzt, wie es die Hochsprache nicht kennt.

Es sind dies die Bedeutungen von hauen im Sinne von werfen/katapultieren sowie schneiden/scharf sein. „I han min Müll einfach über d‘Böschung aheg‘haut, Herr Rat“, gesteht der reuige Müllsünder dem Richter, und genauso gut kann ein Fußballer beim Training dem anderen zurufen „Hau mer amol dr Ball hera!“, ohne dass dabei klar wird, ob der besagte Ball dem Rufer mit dem Fuß zugeschossen oder mit der Hand zugeworfen wird.

In der Verbindung mit Schneidewerkzeugen aller Art, welche mit Klingen versehen sind (Messer, Äxte, Sensen, Sägen, u.a.m.), kommt das Zeitwort hauen gleichfalls zum Einsatz – sowohl im positiven Sinne, wenn man damit ausdrücken will, dass eine Klinge scharf ist und somit haut („Gib obacht! Des Messer haut brutal!“), als auch, wenn das buchstäbliche glatte Gegenteil der Fall ist („Des Messer haut numma, des muascht schliefa!“).

Das Wort hauen meint hier also nicht den Stoß oder Stich oder Schneidevorgang mit dem Werkzeug selbst, wie man von der ursprünglichen Bedeutung her vermuten könnte, sondern es beschreibt lediglich dessen Schärfegrad.