Nach einer monatelangen Hängepartie zog der designierte SPÖ-Chef Martin Winkler am Donnerstag als neuer Landesrat ins oö. Landhaus ein – als einziger Roter in der Regierung. Mit Kritik im Gepäck und einem Taktstock in der linken Hand begann sein politisches Debüt.
Es reichten die Stimmen der eigenen Partei: In geheimer Wahl machten die elf Landtagsabgeordneten der SPÖ Martin Winkler zum neuen Landesrat – zum einzigen Roten in der von ÖVP und FPÖ dominierten Regierung. Der Weg bis dahin war ein steiniger. Erst der Rückzug von Michael Lindner aus der Politik, dann die ewige Suche nach einem Nachfolger für ihn. Es vergingen 236 Tage, jetzt will die SPÖ mit Winkler an der Spitze aber durchstarten. Ob’s gelingt?
Tipps und Mut von den neuen Kollegen der ÖVP
Der sehr vermögende Ex-Unternehmer hat zuletzt kritisiert, was Schwarz-Blau auf den Weg gebracht hat. In der Energiefrage, also der Errichtung von Wind-, PV- und Pumpspeicherkraftwerken, gehe ebenso wenig weiter als bei der Schaffung neuer Infrastruktur, die für die Wirtschaft im Industriebundesland so immens wichtig ist.
Stellvertretend für alle wichtigen Menschen in meinem Leben möchte ich mich bei meiner Mutter und meiner Großmutter bedanken, zwei starke Frauen, die meine Kindheit und Jugend geprägt haben. Jetzt freue ich mich darauf, als Heimkehrer mitanzupacken – für mehr Energie in Oberösterreich. Meine Heimat ist mir wichtig und ich werde alles tun, um sie stark, sozial und zukunftsfähig zu machen.
Landesrat Martin Winkler (SPÖ) in seiner Antrittsrede.
Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner taufte der SPÖ-Chef „Stau-Landesrat“, entsprechend kühl war auch die erste Begegnung der beiden im Landhaus. Am Weg in den Sitzungssaal gab es einen Handschlag – das war’s aber auch. Als Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) Winkler dann offiziell angelobte, applaudierten alle auf der Regierungsbank sitzenden Kollegen – bis auf Steinkellner. Sein Kopf senkte sich Richtung Boden.
Wenig Berührungsängste mit dem Neuen hatten die Kollegen der ÖVP. Landtagspräsident Max Hiegelsberger gab Winkler Tipps: „Im Leben muss man immer offen bleiben.“ Der oberste Beamte im Land, Landesamtsdirektor Thomas Schäffer, meinte: „Dann gehen wir’s an!“ Und die schwarze Klubobfrau Margit Angerlehner sagte lächelnd: „So böse sind wir in der ÖVP ja gar nicht.“
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit auf Landesregierungsebene und lade zu einem konstruktiven Miteinander im Sinne unseres Landes und seiner Menschen ein.
Landeshauptmann Thomas Stelzer, ÖVP
Bild: OÖVP
Was sie gemeint haben könnte? Winkler will als neuer SPÖ-Frontmann keine Partei gänzlich ausschließen – auch die FPÖ nicht, wie er in einem Interview sagte. In der ÖVP können sich einige, nach einer schwierigen Zeit mit der FPÖ – vor allem auf Bundesebene – vorstellen, künftig wieder gemeinsame Sache mit der SPÖ zu machen. Freilich muss dazu noch die Landtagswahl im Herbst 2027 abgewartet werden. Winkler gibt als Ziel mehr als 20 % an. Bleibt die ÖVP vor der FPÖ, ist eine Neuauflage von Schwarz-Rot in Oberösterreich absolut möglich.
So oder so: Zu Ehren des neuen Landesrats spielte vor dem Landhaus der Musikverein Katsdorf aus dem Bezirk Perg auf. Dort ist Martin Winkler aufgewachsen, ehe er als junger Mann nach Wien ging, um zu studieren und Karriere zu machen. Mit dabei beim Festakt waren seine Ehefrau Heidelinde, Kinder, Enkerl sowie Onkel und Tante. Winkler sagte sehr gerührt: „Ich bin sehr dankbar, mein Herz geht vor Freude über.“
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