Menschen von nebenan

Wie aus Müll aus Kambodscha Designertaschen werden

Wien
29.06.2025 19:00

Sissi Vogler führt ein faires und nachhaltiges Unternehmen Refished. Als sie vor 13 Jahren damit startete, war sie eine der Ersten. Trotz anfänglicher Hürden, gab sie nicht auf und ist mittlerweile sehr erfolgreich, wie sie im Interview erzählt..

„Krone“: Frau Vogler, wie kommt man auf die Idee, aus benutzten Fischfutter- und Zementsäcken aus Asien Taschen zu fertigen?
Sissi Vogler: Vor 13 Jahren war ich auf einer Asien-Reise, nachdem ich meinen Job in einer Werbeagentur gekündigt hatte. Am Strand sind mir diese ganzen bunten Säcke, die als Müll herumlagen, aufgefallen. Die Einheimischen haben sie aufgesammelt und für den Transport schwerer Sachen benutzt. Wenn man aus Europa kommt, hat man so eine Armut noch nie gesehen. Und diese bunten Farbtupfer bildeten einen Kontrast. Das hat mich inspiriert. Ich wollte coole Taschen designen und dabei Gutes tun. So entstand Refished.

Wie war der Anfang?
Ich habe in Kambodscha eine kleine Näherei gefunden, die Menschen mit Beeinträchtigung, die sonst keine Möglichkeit einer Arbeit hätten, einstellt. Dort habe ich eine kleine Testversion herstellen lassen und war zufrieden. Anfangs hatte ich noch einen Vollzeitjob nebenbei, um die Unternehmensgründung risikoärmer zu gestalten.

In Kambodscha werden die Näher fair bezahlt, die Produkte von Refished sind nach-haltig.
In Kambodscha werden die Näher fair bezahlt, die Produkte von Refished sind nach-haltig. (Bild: Refished)

Lief es gleich gut?
Ich hatte ja Erfahrung aus der Marketingbranche und habe mein Wissen für mein Unternehmen angewendet. Zuerst den Online-Shop, dann habe ich auf Märkten verkauft, mittlerweile habe ich mein eigenes Geschäft im 9. Bezirk. Ich habe aber zu einer Zeit begonnen, als Nachhaltigkeit und Fair Trade in den Kinderschuhen steckten. Mit H&M-Preisen konnte ich nicht mithalten. Mittlerweile hat sich das Bewusstsein geschärft. Ich wollte zeigen: Ethik und Style sind kein Gegensatz.

Wie läuft die langjährige Zusammenarbeit mit der Näherei in Kambodscha? Ist es schwierig?
Abgesehen von kleinen Missverständnissen durch kulturelle Unterschiede, läuft sie sehr gut. Jedes Produkt ist von der jeweiligen Näherin unterschrieben, auf meiner Homepage sind alle mit Foto abgebildet.

Was haben Sie aus Kambodscha mitgenommen?
Die Armutsschere ist riesig, aber die, die am wenigsten haben, helfen sich am meisten. Und trotz ihrer jungen, schwierigen Geschichte, am Beispiel der Khmer Rouge, sind die Menschen so lebensfroh, zufrieden, willig, sich etwas aufzubauen. Das vermisse ich manchmal hier.

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