Wilder Rundumschlag

Benko: „Gusenbauer war zutiefst eingebunden“

Wirtschaft
14.08.2025 18:55

René Benko steht erneut unter schwerem Betrugsverdacht: Er soll seinen Freund Hans Peter Haselsteiner im Zuge einer Fünf-Millionen-Zahlung über den Tisch gezogen haben. Jetzt behauptet der Finanzjongleur aber: Haselsteiner und Gusenbauer hätten über die Schieflage der Signa bestens Bescheid gewusst.

René Benko sitzt seit mittlerweile sechseinhalb Monaten in Untersuchungshaft. Mit ein Grund dafür ist ein neuer schwerer Betrugsverdacht, den die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt: Der Signa-Gründer soll seinem väterlichen Freund Hans Peter Haselsteiner und dessen Familienstiftung Anfang November 2023, kurz vor dem Kollaps der Signa-Gruppe, noch fünf Millionen Euro entlockt haben, die für die Rettung eines Tochterunternehmens verwendet werden sollten. Wenige Wochen später brach das Konzernkonglomerat unter einem milliardenschweren Schuldenberg zusammen. Wenige Monate später meldete auch der Einzelunternehmer Benko Insolvenz an.

Garantie beim Notar
Benkos Pech: Er hatte Haselsteiner am 6. November 2023 eine notariell beglaubigte, persönliche Garantieerklärung übergeben, wonach notfalls er persönlich für die fünf Millionen Euro geradestehen würde. Ein Umstand, der in Benkos jüngster Haftverhandlung am 6. August auch die Richterin brennend interessierte. Sie bohrte laut dem Protokoll, das der „Krone“ vorliegt, mehrfach nach, warum der heutige Milliardenpleitier damals überhaupt eine derartige Garantie abgeben konnte – immerhin habe er damals ja laut eigenen Angaben bereits von Schenkungen seiner Mutter gelebt.

Richterin zu Benko: „Offensichtlich hat Herr Haselsteiner bzw. die Stiftungsvorstände geglaubt oder gehofft, dass sie im letzten Moment noch etwas retten können. Aber Herr Haselsteiner hatte zum damaligen Zeitpunkt (Anfang November 2023, Anm.) ganz sicher nicht den vollen Einblick in die aktuelle Situation gehabt im Vergleich zu Ihnen?“

Keine flüssigen Mittel
Benko antwortet mit einem Rundumschlag gegen seine einstigen Freunde Haselsteiner und Gusenbauer: „Herr Haselsteiner war damals in viele Gespräche, auch mit dem Sanierungsverwalter, eingebunden. Zudem war Dr. Gusenbauer als Aufsichtsratsvorsitzender der Signa Prime und der Signa Development auch Vorsitzender der Haselsteiner-Stiftung, somit war er zutiefst eingebunden. Zu sagen, er hatte kein Wissen, das ist falsch.“

In weiterer Folge fragt die Oberstaatsanwältin der WKStA Benko, ob er das Geld gehabt hätte, um die knapp fünf Millionen Euro zu bezahlen.

Benko: „Herrn Haselsteiner war damals bewusst, dass ich die Liquidität dazu nicht hatte.“

Die Richterin hakt noch einmal nach: „Warum besteht er dann auf eine Garantie, wenn er weiß, dass Sie die Liquidität nicht haben (…)?“

Benko: „Ihm war es damals bewusst und es war auch alles dokumentierbar, dass meine Liquidität das damals nicht zugelassen hat.“

„Hohe kriminelle Energie“
Zum Abschluss der Haftverhandlung klagt Benko der Richterin zum wiederholten Male sein Leid in der Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt: Er habe „einfach nicht die Möglichkeit“, sich „mit den Anwälten von Montag bis Sonntag ohne zeitliche Einschränkung und Zugang zu meinen ganzen historischen Unterlagen und E-Mails richtig auseinanderzusetzen, denn das wäre die einzig faire Möglichkeit, mich entsprechend äußern zu können.“ Kurz: „Ich weiß nicht, was ich Ihnen noch vorbringen kann und wie ich Sie überzeugen kann, dass eine U-Haft nach sechseinhalb Monaten nicht mehr notwendig ist (…)“

Doch die Richterin bleibt gnadenlos. Im vorliegenden Haftbeschluss heißt es unter anderem: „Weiters zeigt sich die hohe kriminelle Energie und das offenbar fehlende Unrechtsbewusstsein des Beschuldigten in den Umständen, dass er über viele Jahre seine faktische Machthaberschaft im Rahmen der Signa-Gruppe und der Stiftungen (…) verschleierte.“

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