„Geben nicht auf“

Mieter kämpfen um ihre liebgewonnenen Garagen

Niederösterreich
16.06.2025 18:00

Ein Relikt aus 1959: 340 kleine Garagen werden an 239 Bewohner von Ternitz im südlichen Niederösterreich günstig vermietet. Jetzt droht jedoch das Ende, weil sich der Vermieter ARBÖ in Ternitz auflöst. Grund: Es wird kein Obmann-Nachfolger gefunden.

Äußerst verärgert sind derzeit 239 Garagenbesitzer in Ternitz, Bezirk Neunkirchen. Sie haben über den ARBÖ seit Jahrzehnten günstige Garagen rund um ihre Wohnungen gemietet – zu einer Jahresmiete von zuletzt 65 Euro.

Im März flatterte plötzlich der Brief eines Rechtsanwaltes mit der Kündigung sowie der Aufforderung, die Garagen bis Jahresende zu entfernen, ins Haus. Mit der Begründung: „Der ARBÖ-Ortsclub Ternitz wird seine Tätigkeit mit Ende 2025 einstellen, weil kein neuer Obmann gefunden wird.“

Martina Rabé vor ihrer geliebten Garage. Die Abrisskosten könnten bis zu 5000 Euro ausmachen.
Martina Rabé vor ihrer geliebten Garage. Die Abrisskosten könnten bis zu 5000 Euro ausmachen.(Bild: Seebacher Doris)

„Das kann doch kein Grund sein“, ärgert sich Martina Rabè, eine der Mieterinnen in der Ternitzer Wegscheider-Straße. Sie bekam ihre Garage von der Tante „vererbt“. Andere jedoch haben dafür bezahlt. „Früher so um die 20.000 Schilling, jetzt bis zu 4000 Euro“, weiß die Ternitzerin von einem regen Handel der begehrten Garagen. Viele nutzen die Garagen für ihre Fahrzeuge, andere wiederum als Lager oder Unterstellplatz für ihre Gartenmöbel. 

Vertrag aus den 50er-Jahren
Kurz zur Vorgeschichte: Die Grundstücke, auf denen die Garagen stehen, gehören der Schwarzataler gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsanlagen GmbH (SAG). Diese hat die Grundstücke an den ARBÖ verpachtet, der sie seit 1959 weitervermietet. Und auf diesen wurden – nach Vorgaben des ARBÖ – von den Mietern selbst Garagen errichtet (siehe Faksimile).

Laut Vertrag dürften die Garagen gar nicht abgerissen, sondern nur weiterverkauft werden. 
Laut Vertrag dürften die Garagen gar nicht abgerissen, sondern nur weiterverkauft werden. (Bild: Seebacher Doris)
Skurriles Detail am Rande: Der Mietpreis der Garagen richtet sich nach dem jeweiligen Brotpreis. ...
Skurriles Detail am Rande: Der Mietpreis der Garagen richtet sich nach dem jeweiligen Brotpreis. Zuletzt betrug die Jahresmiete 65 Euro. (Bild: Seebacher Doris)

Die SAG, die selbst kein aufrechtes Rechtsverhältnis zu den Garagenmietern hat, verliert jetzt mit dem ARBÖ ihren Vertragspartner, der sich um die Mieteintreibung kümmert. „Wir verstehen, dass die Leute verunsichert sind, und man wird sich überlegen, wie man die Parkplatzthematik angehen kann“, so SAG-Geschäftsführerin Martina Drescher. „Diese Vertragskonstellation mit dem ARBÖ war immer schon fragwürdig und die Leute wussten das auch“, so Drescher weiter. Sie verweist auch darauf, dass viele Garagen schon baufällig wären und auch als Partyräume oder Lagerplätze genutzt werden – „was nicht dem ursprünglichen Sinn der Garagen entspricht“, so Drescher. Für die SAG war die Verpachtung an den ARBÖ auch nicht kostendeckend.

Wer kommt für die Abrisskosten auf?
Die Mieter fürchten jetzt, dass sie ihre liebgewonnenen Unterstellmöglichkeiten auf eigene Kosten abreißen müssen und auch für den Kaufpreis nicht entschädigt werden. „Manche sind betoniert, da können bald Abrisskosten von 5000 Euro anfallen“, befürchtet Rabè. Die Mieter der Garagen haben sich bereits untereinander organisiert, denn niemand will auf seine Garage verzichten. „Auch haben sich einige Garagenmieter schon bereit erklärt, die Obmannschaft des ARBÖ zu übernehmen“, so Rabè. 

Klein, aber fein. Vielleicht nicht immer schön anzuschauen, aber den Mietern sind sie sehr ans ...
Klein, aber fein. Vielleicht nicht immer schön anzuschauen, aber den Mietern sind sie sehr ans Herz gewachsen. (Bild: Seebacher Doris)
Die Mieter verwenden die Garagen für ihre Fahrzeuge, aber auch als Unterstand für Gartenmöbel ...
Die Mieter verwenden die Garagen für ihre Fahrzeuge, aber auch als Unterstand für Gartenmöbel oder Rasenmäher. (Bild: Seebacher Doris)
Manche Garagen sind einfache Holzbaracken. 
Manche Garagen sind einfache Holzbaracken. (Bild: Seebacher Doris)

Was die SAG mit den frei werdenden Flächen vorhat, ist noch nicht klar. „Vielleicht Abstellflächen oder vermietbare Carports“, so Drescher. Aber auch da befürchten die Anrainer, dass sie sich diese zusätzlichen Kosten nicht leisten können.

Auch Bürgermeister Christian Samwald weiß über die Sorgen der Garagenbesitzer Bescheid. „Wir stehen in diesem Fall in keinem Rechtsverhältnis mit dem ARBÖ und der SAG, also sind uns leider die Hände gebunden“, so Samwald. Ein von ihm initiierter Vermittlungsversuch zwischen ARBÖ und SAG ist gescheitert.

Noch-ARBÖ-Obmann Johann Bartl dazu: „Am 25. Juni lädt der ARBÖ alle Mieter zu einer Infoveranstaltung dazu ein.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt