Trotz höherer Importzölle ist die Inflation in den Vereinigten Staaten im Mai schwächer als erwartet gestiegen. Entwarnung geben Volkswirte aber noch nicht, weil der Zollschock womöglich erst später zu spüren sein wird.
US-Präsident Trump hatte im April hohe Sonderzölle für Importe aus Dutzenden Ländern verkündet, die er später teilweise wieder aussetzte. Ein Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen. „Vom Zollschock ist in den Preisdaten bisher nur wenig zu sehen“, erklärte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG. Womöglich baue sich eine Inflationswelle aber auch erst über mehrere Monate hinweg langsam auf. „Zollbedingte Preissteigerungen dürften somit über den Sommer stärker sichtbar werden“, meinte Hepperle.
Von April auf Mai zogen die Preise mit 0,1 Prozent jedenfalls etwas schwächer als erwartet an: Der Rückgang kam vor allem, weil Benzin billiger wurde. Die Verbraucherpreise legten um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Im April war die Teuerungsrate noch auf 2,3 Prozent gefallen.
„Die Entwicklung der US-Konsumentenpreise bleibt ein Mysterium“, zeigte sich Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ebenfalls verwundert. „Auch im Mai fehlte von den Auswirkungen der massiven Zollaufschläge Donald Trumps jede Spur.“ Und dies, obwohl die US-Unternehmen in Umfragen betonten, zollbedingte Preisanstiege an die Verbraucher weitergeben zu wollen. „Es bleibt nur zu vermuten, dass die Einzelhändler noch immer die zuvor prall gefüllten Lagerbestände abverkaufen“, so Völker.
Inflation zu hoch und Arbeitsmarkt zu robust
Trotz der Rufe aus dem Weißen Haus nach einer Zinssenkung hielt die unabhängige US-Zentralbank zuletzt die Füße erneut still und beließ den Leitzins im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbank will ihrem Chef Jerome Powell zufolge mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Politikwende unter Trump auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird. Der nächste Zinsentscheid steht am 18. Juni an. Viele Experten rechnen aber erst für September mit einer Zinssenkung.
„Unter dem Strich kann man feststellen, dass die Inflation zu hoch und der Arbeitsmarkt zu robust ist, um in der kommenden Woche die Zinsen zu senken“, schilderte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Angesichts der Tatsache, dass die Zollentscheidungen sich noch in einen Anstieg der Inflation niederschlagen dürfte, wären Zinssenkungen in diesem Jahr nur dann vorstellbar, wenn es doch noch zu einer Rezession kommt.
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