Ziele verfehlt

Kinderarbeit geht weltweit zurück – aber langsam

Ausland
11.06.2025 13:30

Im vergangenen Jahr waren weltweit fast 138 Millionen Kinder in Kinderarbeit tätig – darunter rund 54 Millionen in gefährlicher Arbeit, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung gefährden könnte. Das geht aus neuen Schätzungen hervor, die am Mittwoch von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) veröffentlicht wurden.

Die aktuellen Daten zeigen laut UNICEF und ILO zwar eine Reduktion um mehr als 20 Millionen Kinder seit 2020, der Bericht mit dem Titel „Child Labour: Global estimates 2024, trends and the road forward“ („Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2024, Trends und der Weg nach vorn“) unterstreicht aber, dass trotz erzielter Fortschritte Millionen Kinder nach wie vor ihres Rechts auf Lernen, Spielen und Kindsein beraubt werden.

Starke Rückgänge in Asien, wenig in Afrika
Asien und der Pazifikraum verzeichneten laut dem Bericht seit 2020 den deutlichsten Rückgang von 49 Millionen auf 28 Millionen Kinder, in Lateinamerika und der Karibik sank die Gesamtzahl betroffener Kinder von acht auf rund sieben Millionen.

Subsahara-Afrika trägt dagegen weiter die größte Last und macht fast zwei Drittel aller Kinder in Kinderarbeit aus – etwa 87 Millionen. Während der Anteil von 24 auf 22 Prozent sank, blieb die absolute Zahl laut dem Bericht aufgrund von Bevölkerungswachstum, anhaltenden und neuen Konflikten, extremer Armut und überlasteten Sozialsystemen nahezu unverändert.

Ein 13-Jähriger arbeitet in einer Autowerkstatt in Syrien
Ein 13-Jähriger arbeitet in einer Autowerkstatt in Syrien(Bild: APA/AFP )

Die meiste Kinderarbeit in Landwirtschaft
Laut den Daten bleibt die Landwirtschaft mit 61 Prozent aller Fälle der größte Sektor der Kinderarbeit, gefolgt von Dienstleistungen (27 Prozent) wie Hausarbeit und dem Verkauf von Waren auf Märkten sowie der Industrie (13 Prozent), darunter Bergbau und Produktion. Buben sind in allen Altersgruppen häufiger von Kinderarbeit betroffen als Mädchen – wird jedoch unbezahlte Hausarbeit von 21 Stunden oder mehr pro Woche einbezogen, kehrt sich dieser Unterschied laut Bericht um.

Gesamtzahl seit 2000 fast halbiert, aber Ziele verfehlt
Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Kinder in Kinderarbeit fast halbiert – von 246 Millionen auf 138 Millionen. Doch die Fortschritte verlaufen zu langsam, und das Ziel der vollständigen Abschaffung bis 2025 wurde verfehlt, beklagen UNICEF und ILO. Um Kinderarbeit innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beenden, müsste das derzeitige Tempo elfmal so schnell sein.

„Die Ergebnisse unseres Berichts machen Hoffnung und zeigen, dass Fortschritte möglich sind“, sagte Gilbert F. Houngbo, Generaldirektor der ILO, bei der Präsentation des Berichtes. „Kinder gehören in die Schule – nicht in die Arbeit. Auch Eltern müssen unterstützt werden und Zugang zu menschenwürdiger Arbeit haben, damit sie ihre Kinder in den Unterricht schicken können und nicht auf Märkten oder in Familienbetrieben arbeiten lassen müssen, um das Überleben zu sichern. Aber wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt, bis wir unser Ziel der Abschaffung der Kinderarbeit erreicht haben.“

Organisationen fordern Regierungen zum Handeln auf
Die Organisationen warnen, dass nachhaltige und verstärkte Mittel – sowohl weltweit als auch national – nötiger denn je sind, um die jüngsten Erfolge zu bewahren. Einschnitte bei der Unterstützung von Bildung, sozialen Sicherungssystemen und Existenzgrundlagen könnten ohnehin schon gefährdete Familien weiter in die Enge treiben und manche dazu zwingen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. Gleichzeitig erschwert eine sinkende Investition in Datenerhebung die Sichtbarkeit und Bekämpfung des Problems.

Um die Fortschritte zu beschleunigen, fordern UNICEF und die ILO die Regierungen auf, in soziale Sicherungssysteme für gefährdete Haushalte zu investieren, Kinderschutzsysteme zu stärken, den universellen Zugang zu hochwertiger Bildung zu gewährleisten, für menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Jugendliche zu sorgen sowie Gesetze durchzusetzen und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, um Ausbeutung zu beenden und Kinder in globalen Lieferketten zu schützen.

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