Wenn es in der Krypto-Blase einen Feiertag gibt, wurde er am Donnerstag begangen. Gemeint ist der „Crypto Pizza Day“. Er markiert die erste Bitcoin-Transaktion mit echten Waren und hat angesichts des aktuellen Rekordkurses einen bitteren Beigeschmack.
Laszlo Hanyecz ist wohl der tragischste Held der Bitcoin-Geschichte. Der US-Amerikaner hatte im Jahr 2010 eine witzige Idee, die ihn ein Vermögen kosten sollte. Er bot in einem Online-Forum für Krypto-Enthusiasten, damals noch ein extrem kleiner Kreis, einen historischen Deal an: Er sei willens, 10.000 Bitcoin gegen zwei Pizzen zu tauschen.
Was damals 41 Dollar entsprach, wäre bei den explodierenden Kursen heute mehr als eine Milliarde US-Dollar wert. Bereits zur Wochenmitte hatte der Bitcoin seine bisherige Bestmarke von 110.000 Dollar übertroffen. Ohne es zu wissen, legte der Familienvater ein Vermögen auf den Tisch.
„Ich mag Dinge wie Zwiebeln, Paprika, Wurst, Champignons, Tomaten, Peperoni (…) keinen komischen Fischbelag oder so etwas“, schrieb Hanyecz am 18. Mai 2010. Eine Margherita wäre auch okay. Er schob nach: „Zwei große, wenn es geht, damit ich noch etwas für den nächsten Tag habe. Ich mag es, an den Resten zu knabbern.“
Erst nach drei Tagen meldete sich jemand
Danach passierte drei Tage nichts und der Bitcoin-Pionier fragte sich, ob er den Preis erhöhen müsse. „Also will mir niemand eine Pizza kaufen? Ist der Bitcoin-Betrag, den ich anbiete, zu niedrig?“, schrieb er.
Am 22. Mai 2010 vermeldete Hanyecz aber etwas Historisches. Ein anderer Bitcoin-Enthusiast aus Kalifornien hatte zwei Pizzen von der Kette Papa John's im Tausch gegen die Kryptowährung bezahlt.
Der Vorgang markiert die erste bekannte Alltagstransaktion mit Bitcoins und wird seither als „Crypto Pizza Day“ gefeiert. Der damals 19-jährige Jeremy Sturdivant bestellte die Köstlichkeiten und kassierte die digitale Währung.
Danach explodierten die Kurse
Innerhalb von 15 Jahren schoss der Bitcoin durch die Decke – von damals 42 Cent pro Stück auf mehr als 110.000 US-Dollar. Hanyecz gilt innerhalb der Krypto-Blase als tragischer Pionier. Über die Jahre versuchte er seinen Kauf zu rechtfertigen: „Ich meine, die Leute können sagen, dass ich dumm bin, aber es war ein großartiges Geschäft zu der Zeit“, schrieb er auf dem Bitcoin Message Board. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand hätte wissen können, dass es so einschlagen würde.“
Besonders bitter ist, dass er wohl noch viel mehr in Pizza investiert hat. Hanyecz machte in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ im Jahr 2019 öffentlich, dass er in dieser Zeit bis zu 100.000 Coins für italienische Teigwaren getauscht hat, die damals noch einfacher herzustellen („Mining“) waren. Aus heutiger Sicht der wohl schlechteste Deal aller Zeiten.
Was passierte mit dem Vermögen?
Hanyecz hat sich in den letzten Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, in seiner Wallet – eine Geldbörse für Kryptowährungen – liegen laut „Forbes“ keine Bitcoins mehr. Und wie steht es um Jeremy Sturdivant, der den Deal des Jahrhunderts angenommen hat?
Der heute 34-Jährige ist ebenfalls kein Milliardär. In seinem jugendlichen Leichtsinn gab er seinen Krypto-Schatz für Computerspiele im Wert von 400 Dollar aus. Und zwar jeden einzelnen Coin. Immerhin das Zehnfache dessen, was er für die Pizzen ausgelegt hatte. Noch heute sieht er das als Erfolg: „Bitcoin als Währung ist dazu gedacht, ausgegeben zu werden.“
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