Gewaltambulanz kommt:

„Leider musste vorher erst etwas passieren“

Oberösterreich
19.05.2025 14:30

Der Vergewaltigungsfall von Linz, bei dem das obdachlose Opfer ohne Untersuchung vom KUK weggeschickt worden war, dürfte kein Einzelfall sein. Die Juristin und Aktivistin Didem Wenger berichtete am Montag vor dem Linzer Landhaus, dass sich eine Sanitäterin an sie gewandt hatte, die einen ganz ähnlichen Fall geschildert habe. „Krone“-Erfolg: Nun soll doch eine Gewaltambulanz eingerichtet werden. 

Der Vergewaltigungsfall von Linz, bei dem ein obdachloses Opfer ohne Untersuchung vom Kepler Uniklinikum (KUK) weggeschickt worden war, dürfte kein Einzelfall sein. Die Juristin und Aktivistin Didem Wenger berichtete am Montag bei einer Pressekonferenz vor dem Linzer Landhaus, dass sich eine Sanitäterin an sie gewandt habe, die einen ähnlichen Fall schilderte: „Mir ist mit einem anderen Vergewaltigungsopfer das Gleiche passiert. Der Arzt hat uns weggeschickt, weil sein Spital keine Aufnahme hatte. Ich habe ihn gefragt, ob er das ernst meint.“

Und eine Spitalsmitarbeiterin, die auf einer gynäkologischen Akutstation arbeitet, berichtete Wenger, dass sie abblitzte, als sie beim Mitarbeitergespräch bat, forensisch geschult zu werden. Dafür bestünde laut Chef keine Notwendigkeit.

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Gemeinsam mit den bereits mehr als 9200 Unterstützerinnen unserer Petition freuen wir uns, dass es jetzt endlich in die richtige Richtung geht. Allerdings werden wir den Ablauf genau beobachten.

(Bild: Gantner Christoph)

Aktivistin Didem Wenger freut sich über die unerwartete Zusage aus der Politik.

Antrag wurde abgelehnt
Wenger forderte – unterstützt von SPÖ und Grünen – dass unser Bundesland eine eigene Gewaltambulanz bekommt. Anfang März hätten die beiden Fraktionen im Landtag einen dringlichen Antrag zur Einrichtung einer Gewaltambulanz eingebracht. Frauen-Landesrätin Christine Haberlander (VP) lehnte ab, weil alle Gewaltopfer in den heimischen Krankenhäusern ohnehin „gut aufgehoben“ seien. 

Haberlander erteilt der Gesundheitsholding Auftrag, eine Gewaltambulanz zu etablieren
LH-Stellvertreterin Christine Haberlander lenkte am Montagnachmittag ein. Sie erteilte der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) den Auftrag, eine Gewaltambulanz am Kepler Universitätsklinikum zu etablieren und die entsprechenden Schritte einzuleiten.

In allen oberösterreichischen Spitälern gibt es Opferschutzgruppen und somit schon jetzt eine flächendeckende und niederschwellige Versorgung von Gewaltopfern, so Haberlander. Dies schließt dennoch nicht aus, dass es in der Betreuung leider vereinzelt zu Fehlern oder Unzulänglichkeiten kommt. Der Schutz und die adäquate Versorgung Betroffener bleiben daher eine kontinuierliche Herausforderung, die ständige Aufmerksamkeit und Verbesserung erfordert.

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Das bestehende, exzellent aufgestellte Team der Gewaltopferbetreuung am KUK ist aktiv einzubinden, dessen Expertise, Erfahrung und Engagement werden eine wertvolle Grundlage für die neue Einrichtung bilden.

(Bild: Daniel Hinterramskogler, https:/)

LH-Vize Christine Haberlander lässt nun doch eine Gewaltambulanz einrichten.

Keine eigene Gerichtsmedizin in OÖ
Seitens der damaligen Bundesregierung wurde Oberösterreich, trotz bekundetem Interesse, nicht als Pilot-Standort für eine Gewaltambulanz ausgewählt, weil es keine eigene Gerichtsmedizin im Land gibt. Die Pilotprojekte wurden deshalb in einem ersten Schritt in Wien und Graz eingerichtet, in einem zweiten Schritt sollen Innsbruck und Salzburg folgen. Es sind dies genau jene vier Standorte in Österreich, an denen eine Gerichtsmedizin existiert.

Die rote Frauensprecherin Renate Heitz brachte es auf den Punkt: „Traurig, dass zuerst etwas passieren musste, damit die Gesundheitsreferentin handelt!“ Erst Anfang März hatten SPÖ und Grüne mittels gemeinsamer Dringlichkeitsinitiative die Errichtung einer Gewaltambulanz in Oberösterreich gefordert. „Leider musste erst eine vergewaltigte Frau von einem Spital weggeschickt werden.“

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