Er war kaum drei Stunden zu Hause – und schon wieder im Rampenlicht: Sonntagabend stellte sich Österreichs frisch gebackener ESC-Sieger JJ seiner ersten Pressekonferenz im ORF-Zentrum am Wiener Küniglberg.
Im Blütenregen trat JJ am mit seiner ESC-Trophäe – fest an sich gedrückt wie ein neugeborenes Baby – vor die österreichischen Medien. Nur wenige Stunden zuvor hatte der 24-jährige Countertenor mit seiner dramatischen Popera-Ballade „Wasted Love“ in Basel den dritten Eurovision Song Contest-Sieg für Österreich geholt.
Dass das wahr ist, kann er immer noch nicht fassen. „Es ist verrückt. Wir saßen gerade in der Garderobe und konnten nicht fassen, dass diese Trophäe einfach da steht. Ich glaube, man realisiert das erst am Sterbebett“, sagte JJ sichtlich überwältigt.
Familie, Tränen und große Dankbarkeit
Besonders bewegend war für ihn die Anwesenheit seiner gesamten Familie: „Es bedeutet mir so, so viel, dass sie dabei waren – vom kleinsten Saal bis zum größten Event.“ Bei diesen Worten kamen ihm die Tränen. In einem sehr emotionalen Moment dankte er seinem Team – allen voran Songtexterin Teya – für die unermüdliche Unterstützung auf dem Weg zum Sieg.
Der Erfolg hat für JJ auch eine tiefere Bedeutung: „Es herrscht noch immer das Stigma gegen Countertenöre“, bedauerte der 24-Jährige. Er hoffe deshalb, dass sich in Zukunft die Möglichkeit ergebe, dass ein Counter auch eine Sopranrolle auf der Opernbühne übernehmen könne. „Wenn er das genauso gut singen kann, warum nicht?!“
Die Solidarität innerhalb der ESC-Community habe er geliebt: „Dieses Füreinander-Dasein hat mir so viel gegeben. Das macht selbst die schwersten Situationen erträglicher.“
Conchita als Mentorin – und große Pläne für die Zukunft
Auf Conchita Wurst, Österreichs letzte ESC-Siegerin, ließ JJ nur Gutes kommen: „Sie hat mir immer Ratschläge gegeben: Genieß die Zeit. Ich hab zu ihr gesagt: ,Mutti, Mutti!‘ – und sie hat mich immer zum Lachen gebracht.“
Auch zum ESC im nächsten Jahr in Österreich äußerte sich JJ offen: „Wieder ein Jubiläum – wir hatten den 60. mit Conchita, jetzt den 70. Was für ein Zufall … oder Schicksal?“ Ein „riesiges Opern-Opening“ beim nächsten Song Contest wäre sein Traum. Und: „Den ESC zu hosten – das wäre wirklich großartig.“
Sein größter Wunsch für den kommenden Heim-ESC: „Dass wir so viel Liebe wie möglich ausstreuen – und dass wir die coolste ESC-Show aller Zeiten auf die Bühne bringen.“
Wo sollte der Song Contest 2026 seiner Meinung nach stattfinden? „Ich würde gerne in Wien bleiben.“ Da müsste er nicht weit gehen. Und wo bekommt die heiß begehrte Trophäe einen Ehrenplatz? „Die kommt wahrscheinlich aufs Nachtkastl. Oder in die Vitrine.“
Fanliebe, Selbstvertrauen und ein klarer Weg
Auf die schönste Fanreaktion angesprochen, erinnerte sich JJ an den Moment kurz vor der finalen Punktevergabe: „Ich glaube, es hat schon beim Countdown im Splitscreen begonnen … Die Leute waren so laut – das kann man sich nicht vorstellen. Da ist so viel passiert, in so kurzer Zeit. Das war einfach der schönste Moment.“
Ein Comeback beim ESC? „Wenn wir ein gutes Lied hätten …“ Vorerst will JJ jedoch seinen künstlerischen Weg gehen. „Ich sehe mich eher in den Charts – weil ich merke, wie gut diese Kunstform ankommt. Aber hie und da wird es auch klassische Konzerte geben.“
Beim ORF selbst geht es nun praktisch nahtlos an die Planung für den österreichischen ESC 2026, zeigte sich Stefan Zechner als Chef der österreichischen Delegation nach zwei Stunden Schlaf emotional und doch optimistisch angesichts der Erfahrungen durch den Wiener ESC 2015: „Der Riesenvorteil ist: Wir haben noch die Unterlagen vor zehn Jahren.“
Weißmann spricht von „Schreckmoment“
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann gestand, dass bei aller Freude die finanzielle Herausforderung einer ESC-Ausrichtung keine kleine sei. „Natürlich war es ein bisschen ein Schreckmoment“, umriss Weißmann seine erste Reaktion in der Nacht. Aber das sei schon Vergangenheit: „Wir werden den Song Contest stemmen.“ Man befinde sich bereits in Gesprächen mit „dem offiziellen Österreich“, um die Finanzierung des Bewerbs zu gewährleisten.
Wo Österreich den 70. Song Contest ausrichten werde, wolle man jedenfalls in einem transparenten Prozess entscheiden. „Nutzen wir die Chance, den Song Contest als einen Song Contest Österreichs auf die Beine zu stellen“, setzte Weißmann auf das vereinigende Momentum des Bewerbs: „Ich bin auch schon sehr gespannt, wo der ESC 2026 stattfinden wird.“
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