Der Klimawandel bedroht die Versorgung mit Lebensmitteln: Jedes Grad, um das sich die Erde erwärmt, reduziert die Nahrungsproduktion. Auch in Europa rechnen Forschende mit einem Einbruch der Ernteerträge.
Einer Studie zufolge kann pro einem Grad Celsius Erderwärmung um 120 Kilokalorien pro Person und Tag weniger Nahrung produziert werden. Das sind 4,4 Prozent des empfohlenen Tagesverbrauchs. Erwärme sich das Klima um drei Grad, sei das „so, als würde jeder Mensch auf der Welt das Frühstück auslassen“, erklärte Solomon Hsiang von der Universität Stanford am Freitag.
Die Universität verwies jedoch darauf, dass Nahrung bereits jetzt ungleich verteilt ist. Schon jetzt müssten mehr als 800 Millionen Menschen zeitweise einen oder mehrere Tage lang ohne Nahrung auskommen, weil sie keinen ausreichenden Zugang dazu haben. Das Team hatte die Entwicklung von sechs Nahrungspflanzen analysiert. Diese Stichprobe decke etwa zwei Drittel der weltweiten Kalorienproduktion ab, schrieben die Forschenden im Fachjournal „Nature“.
Ernte könnte um ein Viertel zurückgehen
Bei einem mittleren Klimaszenario rechnen die Forscher selbst bei einer gewissen Anpassung bis Ende des Jahrhunderts mit einer Verminderung der Erträge weltweit um mehr als ein Zehntel, bei ungebremsten Emissionen sogar um rund ein Viertel. Kurzfristig – also bis 2050 – sei ein Rückgang um rund acht Prozent zu erwarten – unabhängig vom weiteren Emissionsverlauf, da die Entwicklung für diesen Zeitraum maßgeblich durch das CO₂ bestimmt wird, das bereits jetzt in der Atmosphäre ist.
Die Ernteverluste in den kommenden Jahrzehnten könnten in Europa teils gravierend sein: Im Mittelmeerraum könnte die Maisernte um 40 Prozent fallen – in Nordeuropa dafür um ein Zehntel steigen. Beim Weizen gebe es Ertragseinbußen von 15 bis 25 Prozent in Osteuropa, Westeuropa, Afrika und Südamerika sowie 30 bis 40 Prozent in China, Russland, den USA und Kanada.
Insbesondere in mehreren nördlichen Regionen erwarten die Forschenden dagegen eine Erntesteigerung verschiedener Pflanzen. So könnten einige Regionen in Kanada, China und Russland vom Klimawandel profitieren.
USA besonders gefährdet
Besonders schwer könnte es dagegen die USA treffen. „Regionen im Mittleren Westen, die heute hervorragend für den Anbau von Mais und Soja geeignet sind, werden bei starker Erwärmung regelrecht überrollt“, sagte Mitautor Andrew Hultgren von der Universität von Illinois Urbana Champaign. Hsiang ergänzte: „Das ist im Grunde, als würden wir unsere landwirtschaftlichen Profite ins Ausland schicken. Kanada, Russland und China werden die Nutznießer sein – wir in den USA gehören zu den Verlierern.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.