Jolies Mastektomie

Frauen in Krebs-Angst: Soll die Brust entfernt werden?

Gesund
15.05.2013 16:56
Der radikale Schritt von Schauspielerin Angelina Jolie, um Brustkrebs zu verhindern, sorgt für Aufregung unter den Frauen. Viele wollen sich nun einem Gentest unterziehen und fragen sich, ob es wirklich sinnvoll ist, ebenfalls die Brust entfernen zu lassen, wenn ein Gendefekt feststeht. Wie wird das in Österreich gehandhabt? Experten warnen jetzt vor Panik.

Jährlich wird bei etwa 5.000 Österreicherinnen ein Brustkarzinom festgestellt. Etwa fünf bis zehn Prozent der Erkrankungen – also 250 bis 500 – sind auf einen vererbten Gendefekt (entweder am sogenannten BRCA 1 oder BRCA2) zurückzuführen. Wie wissen nun Frauen, ob sie betroffen sind?

Univ.-Prof. Dr. Michael Krainer, Klinische Abteilung für Onkologie am Wiener AKH, nennt jene Kriterien, die darauf hinweisen: 

Wenn

  • zwei Familienmitglieder vor dem 50. Lebensjahr erkrankt sind.
  • eine Angehörige vor dem 50. Lebensjahr an Brustkrebs und eine an Eierstockkrebs litt.
  • wiederholte Fälle von Eierstockkrebs innerhalb der Familie auftreten.
  • bei einem Familienmitglied vor dem 35. Lebensjahr Brustkrebs diagnostiziert wurde. 

"Wenn eine Frage mit Ja beantwortet werden kann, zählt die betroffene Frau zu den Risikopatientinnen, nur für sie ist dann ein genetischer Test sinnvoll und wird auch empfohlen", erklärt Professor Krainer.

Außerdem gilt: Je früher jemand an Brustkarzinom erkrankt ist, desto eher muss man von einer genetischen Beteiligung ausgehen. Dies trifft umso mehr auf Eierstockkrebs zu, der ja normalerweise seltener auftritt. "Wer das BRCA1-Gen in sich trägt, hat ein 80- bis 90-prozentiges Risiko an Brust- und etwa 40 Prozent Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken. BRCA2 bedeutet etwa gleich hohe Gefahr für Brust- und etwa 20 Prozent für Eierstockkrebs", so Prof. Krainer weiter.

Gentest erst ab dem 18. Lebensjahr
"Ein Gentest wird erst ab dem 18. Lebensjahr und mit Einverständnis der Betroffenen durchgeführt. Bei Babys und Kinder erfolgen keine Untersuchungen!", wie Prof. Krainer betont, um Missverständnissen vorzubeugen. "Zuerst sollten übrigens erkrankte Patientinnen auf ein genetisches Risiko getestet werden, damit man bei den Töchtern oder Nichten schon weiß, wonach man genau suchen muss. Denn bei jeder Frau sind die Mutationen ein bisschen anders. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Gendefekt weitervererbt wird, liegt bei 50 Prozent. Die anderen Frauen können aufatmen und brauchen nur zu den normalen Vorsorgeuntersuchungen gehen."

Risikopatientinnen werden engmaschige Kontrollen ab dem 35. Lebensjahr, bei sehr frühem Auftreten in der Familie bereits ab dem 25. Lebensjahr empfohlen. Was tun, wenn tatsächlich Krebs ausbricht? Prof. Krainer: "Es sind derzeit Medikamente vor der Zulassung, die wie ein Schlüssel ins Schloss passen, also genau auf die jeweilige Erkrankung abgestimmt werden können."

Prof. Krainer weiter: "Eine vorbeugende Entfernung der Brüste ist zwar in Österreich möglich, wir raten aber nicht ausdrücklich dazu. Manche Frauen sind sehr belastet und wollen eine Operation, für andere kommt das nicht infrage. Das muss jede Patientin selbst entscheiden."

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