Ludesch-Runde

Wanderung zu einem sagenhaften Kleinod

23.03.2024 10:34

Eine gemütliche Wanderung führt zum Ortsrand von Ludesch, wo auf einer kleinen Anhöhe die alte Pfarrkirche steht. Das historische Gemäuer ist Gegenstand zahlreicher Sagen.

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Im Ortsteil Barx in Ludesch befindet sich ein geschichtlich besonders interessantes Kleinod, um das sich zahlreiche Sagen ranken: Gemeint ist die alte Pfarrkirche, die dem heiligen Martin geweiht ist. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen überblickt man von St. Martin fast die gesamte Ortschaft. Bereits 842 wird der Sakralbau urkundlich erwähnt. Die ursprünglich einfache Saalkirche mit einem fast quadratischen Grundriss ist über die Jahrhunderte hinweg vergrößert und umgebaut worden – unter anderem auch deshalb, weil eine Lawine 1460 Teile des Gebäudes zerstörte.

Als Ludesch nach 1630 von der Pest heimgesucht wurde, gelobten die Bewohner im Dorfzentrum eine neue Kirche zu errichten, um größeres Unheil abzuwenden. Die bisherige Pfarrkirche in Barx wurde aber weiterhin genutzt und gepflegt. Heute präsentiert sich das Gebäude im überwiegend spätgotischen Stil, markant ist der massive zweigeschossige Turm mit Giebelspitzhelm.

Aus der Zeit der Walserbesiedelung
In ihrem Inneren beherbergt die Kirche zahlreiche kunsthistorisch bedeutsame Werke. Im Untergeschoss befindet sich noch ein Beinhaus, welches einst aufgrund der begrenzten Platzmöglichkeiten am alten Friedhof angelegt wurde. Beinhäuser sind in Vorarlberg eine Seltenheit und die sich in St. Martin befindlichen Knochen und Schädel sollen teilweise noch aus der Zeit der Walserbesiedelung stammen. Im gepflasterten Durchgang steht zudem ein archaisch wirkendes, niederes Steinkreuz direkt an der Kirchenwand.

Dabei soll es sich um ein Pestkreuz handeln, auf dem ursprünglich folgende Inschrift zu lesen war: „Klag‘ über Klag‘, Neunundneuzig in einem Grab!“ Der Schriftzug ist heute verwittert und ob das gleicharmige Kreuz wirklich in Gedenken an die Pesttoten von Ludesch errichtet worden ist, lässt sich nicht mehr klären.

Das Buschwindröschen

Jetzt zu Frühlingsbeginn sorgt das Buschwindröschen mit seinen zierlichen Blütenköpfen für einen Blickfang in der Krautschicht der Wälder. Da die Pflanze, die zur Familie der Hahnenfußgewächse gehört, hohe Lichtansprüche hat, findet ihr gesamter Lebenszyklus im Frühjahr statt. Oft werden große Flächen von dieser gesellig wachsenden Art eingenommen und mit einem weißen Blütenteppich bedeckt. Alle Pflanzenteile sind giftig, Hauptwirkstoff ist das Protoanemonin welches in allen Hahnenfußgewächsen vorkommt.

Wechselhafte Geschichte
Der langen und wechselhaften Geschichte der kleinen Kirche ist es wohl zu verdanken, dass das historische Gebäude im Zentrum zahlreicher Sagen und Geschichten steht. Die meisten enthalten geisterhafte Erscheinungen oder andere Spukelemente. Vielleicht ist das auch dem Beinhaus geschuldet, das säuberlich aufgeschichtet die sterblichen Überreste ehemaliger Siedler enthält und ein eindrückliches Symbol für die Vergänglichkeit darstellt.

Der Platz etwas außerhalb des Dorfes, an dem St. Martin steht, wirkt jedenfalls idyllisch. Zahlreiche Gänseblümchen sprießen in der Wiese um das Gotteshaus und das meditative Plätschern eines kleinen Brunnens untermalt die friedliche Stimmung an einem schönen Frühlingstag. Die Kirche lässt sich sehr gut zu Fuß erreichen. Wenn man von der Ortsmitte startet, kann man entweder die direkte Route über den Sankt-Martins-Weg wählen oder eine abwechslungsreichere Strecke. Dafür biegt man auf „Brunnengarten“ ein und folgt schließlich den Wegweisern bergan in Richtung Ludescherberg. Über einen Wiesenpfad gelangt man so auf die Forststraße. Dort ist der weitere Weg nach St. Martin ausgeschildert.

Fakten

Typ: Frühlingsspaziergang/kleine Wanderung Dauer: je nach Variante eine bis zweieinhalb Stunden (die Route über den Außerberg wäre noch deutlich länger)

Ausgangspunkt: Gemeindeamt Ludesch

Ausrüstung: Schuhe mit guter Laufsohle, dem Wetter angepasste Kleidung, eventuell Getränk

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 560 von Bludenz Bahnhof bis zum Gemeindeamt

Hinweis: Die Innenräumlichkeiten der denkmalgeschützten Kirche St. Martin sind nicht frei zugänglich. Jeweils am ersten Sonntag des Monats ist das Gotteshaus von 14 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet, alternativ kann auch ein Termin beim Pfarramt Ludesch vereinbart werden.

Tuffquellen und Hohlweg
Diese Variante führt an mehreren Tuffquellen vorbei und durch ein Waldstück. Über einen Hohlweg, der unter einem blühenden Kirschbaum hindurchführt, gelangt man schließlich zur Kirche. Retour kann man den Weg durchs Dorf wählen und wird dabei an einigen blütenreichen Gärten vorbeikommen. Wer den Spaziergang ausweiten möchte, kann zurück zur Forststraße gehen und von dort über den sogenannten Hüsleweg weiter nach Nüziders wandern. Auch eine ausgedehntere Tour über Außerberg ist möglich, je nach Lust und Laune.