Absichtlich verloren

Olympia-Rauswurf für acht Badminton-Spielerinnen

Sport
01.08.2012 14:35
Die Skandal-Matches im olympischen Badminton-Turnier haben nun für die Akteurinnen drastische Folgen. Jene acht Spielerinnen, die sich Dienstagabend in ihren Doppel-Duellen offensichtlich um Niederlagen bemüht hatten, um schwerere Gegnerinnen im weiteren Turnierverlauf zu vermeiden, wurden von den Spielen ausgeschlossen. Betroffen sind zwei Damen-Doppel aus Südkorea, eines aus Indonesien und die topgesetzte Paarung aus China (im Bild).

Für alle Zuschauer in der Londoner Wembley Arena ganz offensichtlich verlor das topgesetzte chinesische Damen-Doppel Wang Xiaoli und Yu Yang sein Gruppenspiel gegen die Südkoreanerinnen Jung Kyung Eun und Kim Ha Na absichtlich mit 14:21, 11:21. Mitte des ersten Satzes schlugen die Favoriten so gut wie jeden Aufschlag ins Netz.

Zuschauer wütend
Die Zuschauer quittierten dies mit Pfiffen, "Buh"-, und "Betrug"-Rufen, ehe der dänische Oberschiedsrichter eingriff und mit einer sofortigen Disqualifikation drohte. Danach brachten die Spielerinnen zumindest den Aufschlag ins Feld, agierten danach aber völlig lustlos. "Wir waren schon qualifiziert, wir wollten Kraft sparen für die K.-o.-Runden", verteidigte Yu Yang ihr Verhalten.

Der Weltverband BWF leitete daraufhin ein Verfahren gegen die Spielerinnen dieser Partie sowie zwei weitere Damen-Doppel aus Südkorea und Indonesien ein. Allen wurde vorgeworfen, "nicht alles versucht zu haben, um ihre Spiele zu gewinnen, und damit dem Sport Schaden zugefügt zu haben", teilte der Verband mit.

Südkoreanerinnen im Verlieren weniger "begabt"
Südkorea-Coach Sung Han-Kook räumte ein, dass seine zwei Doppel versucht hätten, ihre Spiele gegen Teams aus China bzw. Indonesien zu verlieren. Dies sei aber lediglich die Reaktion auf das Verhalten der Gegnerinnen gewesen. Letztlich waren die beiden koreanischen Doppel im Verlieren weniger "begabt" und gewannen die jeweiligen Matches.

Kritik am chinesischen Skandal-Team kam sogar aus den eigenen Reihen und zwar vom in seiner Heimat als Superstar gefeierten Weltranglisten-Ersten Lin Dan. Der Olympiasieger von 2008 meinte, taktische Niederlagen widersprächen dem olympischen Gedanken. Gleichzeitig kritisierte er den Weltverband, da er mit dem Modus von Vorrunden-Gruppen den Raum für Manipulationen schaffe. Auch der Chef der stärksten europäischen Equipe, jener der Dänen, übte Kritik: "Wir wissen, dass die Chinesen alles tun, um das bestmögliche Resultat für ihr Land zu ermöglichen. Sie denken nicht als individuelle Spieler. So ist das Geschehene keine Überraschung."

Pikantes Eingeständnis
Bereits in den vergangenen Monaten hatte es bei der Olympia-Qualifikation immer wieder Diskussionen um unsportliches Verhalten der Chinesen gegeben. Häufig wurden Spiele kampflos verloren, wenn Chinesen aufeinandertrafen.

Vor einiger Zeit hatte Cheftrainer Li Jongbo sogar öffentlich eingeräumt, dass es 2004 bei den Olympischen Spielen im Halbfinale des Damen-Einzels eine Absprache gegeben hatte. Der Trainerstab hatte Zhou Mi angewiesen, nach verlorenem erstem Satz das Spiel an die spätere Goldmedaillengewinnerin Zhang Ning abzugeben.

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(Bild: KMM)



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