Die deutsche Therapeutin Chris Paul hat in jungen Jahren einen geliebten Menschen durch Suizid verloren. Heute hilft sie anderen, mit Trauer und schweren Krisen umzugehen. Mit der „Krone“ sprach Paul über ein Tabu und eine provokante Frage, die sie in den Raum gestellt hat.
„Krone“: Frau Paul, Sie sind Trauerbegleiterin und widmen sich in einem Schwerpunkt Menschen, die Angehörige oder Freunde durch einen Suizid verloren haben. Diese traumatische Erfahrung haben auch Sie selbst gemacht. Was war für Sie das Schlimmste?
Chris Paul: Ich war 23 Jahre alt, als ich meine Partnerin durch Suizid verloren habe. Das war Mitte der 1980er Jahre. Die gesellschaftliche Situation war damals eine andere, aber an meinen Erfahrungen lässt sich gut erkennen, was Hinterbliebenen hilft und was nicht. Mein Umfeld hat nicht gut reagiert. Ich war mit vielen Vorurteilen und Ängsten konfrontiert. Daraus resultierte viel Schweigen und Ablehnung. Ich habe erlebt, was nicht wenige Suizid-Hinterbliebene noch heute erleben: Keiner will sich mit dem Thema Suizid beschäftigen, also will sich auch keiner mit dir beschäftigen. Ich war das lebende Beispiel dafür, dass passieren kann, wovor alle Angst haben. Auch aus diesen negativen Erfahrungen heraus habe ich mich später beruflich auf Trauerbegleitung spezialisiert. Aufklären, damit andere Betroffene nicht das durchmachen müssen, was ich erlebt habe – das ist ein Motor meiner Arbeit.
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