Justizanstalt Stein

Zweifacher Totschläger beklagt Mobbing im Häfn

Oberösterreich
14.02.2024 06:00

Ein entnervter, weil von den Nachbarn fast pausenlos sekkierter Familienvater tötete im Jahr 2016 in Leonding (OÖ) ein Pensionisten-Ehepaar. Hinter Gittern erfährt der bis zu seiner Tat, einem zweifachen Totschlag, völlig unbescholtene Mann eine eigenartige Sonderbehandlung, wird beispielsweise als strikter Nichtraucher zu Rauchern gesteckt.

Es war ein Doppel-Totschlag, bei dem nur der Täter bedauert wurde. Ein unbescholtener Familienvater (damals 41) hatte im Februar 2016 in Leonding nach einem jahrelangen Nachbarschaftsstreit ein Ehepaar (sie 72, er 74 Jahre alt) mit einer Eisenstange erstochen. Beide starben im Spital.

Anrainer sammelten Geld für Prozess
Das Paar hatte zuvor den Nachbarn und dessen junge Familie bis aufs Blut sekkiert. Mit Anzeigen, Beschwerden und Beschimpfungen. Vor dem Prozess sammelten die anderen Anrainer Geld für ihn. Der Bürgermeister einer Wachauer Gemeinde, in der das erschlagene Ehepaar einen Zweitwohnsitz hatte, sagte damals sogar vor laufender TV-Kamera ganz trocken: „Uns tut nur der Mörder leid.“

Obergericht erhöhte die Strafe um zwei Jahre
Der Doppel-Totschläger bekam zunächst sieben Jahre, dann vom Linzer Obergericht neun Jahre Häfn aufgebrummt. Zuerst saß er seine Strafe in der Justizanstalt Garsten ab. Dann wurde der „vorbildliche Häftling“, so sein Anwalt Andreas Mauhart, völlig unüblich in einer Nacht- und Nebelaktion nach Linz und dort in den U-Haft-Trakt verlegt, wo es keine Erleichterungen gab.

Strikter Nichtraucher kam zu Nikotinsüchtigen
Ein halbes Jahr später wurde der Doppel-Totschläger erneut verlegt, diesmal zu den „schweren Jungs“ in die Justizanstalt Stein (NÖ). Und dort begann - so seine Mutter und Verteidiger Mauhart unisono - „ein Leidensweg“. Zunächst wurde der strikte Nichtraucher in eine Mehrbettzelle mit lauter Rauchern verlegt, dann nach einer Beschwerde zu einem Hepatitiskranken.

Anzeige wegen Widerstands
„Der Erkrankte hat sich dort rasiert, wo auch das Geschirr gewaschen wird. Kein Wunder, dass mein Mandant dort rauswollte“, so Mauhart. Schließlich sollte der Verurteilte in eine neue Zelle, aber erneut zu einem Kettenraucher kommen. Als er sich weigerte und meinte, damit er dort reingehe, müsse Gewalt angewendet werden, erstattete ein Justizwachebeamter Anzeige wegen Widerstands. Der erste Prozesstag wurde wegen einer Zeugeneinvernahme vertagt. „Das Ganze ist lächerlich“, so Verteidiger Mauhart.

Zitat Icon

„Mein Mandant ist 1,70 Meter groß, der Justizwachebeamte zwei Meter. Wenn so eine Anklage durchgeht, dann liegt mein Mandant jede Woche am Boden und wird angezeigt.

Verteidiger Andreas Mauhart

Zweite Runde am Freitag
Der zweitbeteiligte Justizwachebeamte habe beim Verfahren übrigens angegeben, er hätte nichts dergleichen mitbekommen, so Mauhart. Am Freitag findet am Landesgericht Krems die zweite Runde statt. Eigentlich müsste der Totschläger im August freikommen.

In der Justizanstalt Stein will man keine personenbezogenen Auskünfte geben, beteuert aber, dass bei der Unterbringung immer auf die diversen Befindlichkeiten der Häftlinge - wie Nationalität, Sprache oder Religion - Bedacht genommen werde.

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KMM
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