Nein, das ist kein Text über das Äußere eines Menschen. Hier geht nicht darum, dass jemand zu dick, zu dünn, zu groß, zu bunt, zu irgendetwas wäre, sondern fast schon um kulturelle Aneignung.
Beim Wiener Opernball sorgte er für so manchen Hingucker, vor allem deswegen, weil das Wegschauen schier unmöglich war: Der deutsche Modedesigner Harald Glööckler verkleidete sich als Mozart - allerdings in einer Version, die auch von Alfred Hitchcock hätte stammen können.
Mit zerfledderter Dolly-Parton-Perücke in Schwarz wirbelte der 58-Jährige durch die Staatsoper, die Haare so grotesk auftoupiert, dass es niemanden verwundert hätte, würde plötzlich ein nistender Weißstorch daraus hervorlugen. Ob noch Haare oder Farnbusch aus dem Dschungelcamp, in dem der „Prince of Pompöös“ schon einmal Weisheiten zum Besten geben durfte, blieb bis zum Schluss unklar.
Darf ein Mensch nicht anziehen und aufsetzen, was er will? Ja, selbstverständlich. Der Grusel-Mozart hätte gut zum Villacher Fasching gepasst oder zum Halloween-Rave in die Ottakringer Brauerei - das imperiale Ambiente der Staatsoper wird durch den Glööckler-von-Notre-Dame-Auftritt sinnlos pervertiert. Das gilt übrigens auch für die glitzernde Voodoo-Maske des Models Papis Loveday. Beim Opernball geht es nicht um eure Egozentrik.
Glööckler - unser Kasperl der Woche.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.