Der Dünndarm ist etwa fünf bis sechs Meter lang und hat die Aufgabe, die Bestandteile des Nahrungsbreis aufzuspalten und für den Körper verwertbar zu machen. Fehlt ein Teil des Darms, kommt es zu schlechterer Nährstoffaufnahme mit gefährlichen Folgen.
Der Dünndarm ist in drei Abschnitte unterteilt, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Insbesondere der letzte Abschnitt des Dünndarms, ist auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe (Vitamin B12, Gallensäuren, Magnesium) spezialisiert. Patienten mit Kurzdarmsyndrom klagen daher häufig über Durchfälle, Blähungen und Gewichtsabnahme.
Das Kurzdarmsyndrom ist ein Organversagen des Dünndarms. „Wenn statt der üblichen drei bis acht Meter eine Mindestlänge des Dünndarms von etwa 1,5 Meter unterschritten wird, kann eine ausreichende Nährstoffaufnahme nicht mehr gewährleistet werden“, erklärt Manfred Nagl, selbst Betroffener und Mitinitiator der Vereinigung „Die Chronischen Experten", (chronisch.at/KDS-Helpline).
Das Kurzdarmsyndrom ist in den meisten Fällen die Folge einer gastroenterologischen Operation, bei der große Teile des Dünndarms entfernt werden mussten. Verschiedene Erkrankungen können solche Operationen notwendig machen:
Gefährliches Leiden
Diese Erkrankung führt zu einer deutlichen Senkung der Lebensqualität, Mobilitätseinschränkungen, Depressionen oder Folgeerkrankungen wie Nierenversagen und dauerhaften Nervenschäden bis hin zum Tod - die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei nur 52 Prozent.
Eine gar nicht so seltene Erkrankung
Die Zahl der Betroffenen in Österreich liegt bei 300-400 Fällen. Allerdings kamen allein im vergangenen Jahr ca. 50 Neudiagnostizierte dazu. Hauptursachen sind Durchblutungsstörungen des Dünndarms, Morbus Crohn mit vielen Operationen wie auch Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen. „Wichtig ist, dass das Kurzdarmsyndrom korrekt diagnostiziert wird, die Patienten eine spezielle medikamentöse Behandlung erhalten und auch im Umgang mit der Krankheit geschult werden“, betont Nagl.
Wie wird behandelt?
Patienten mit Kurzdarmsyndrom werden in der Regel medikamentös und mit einer individuell auf die Bedürfnisse angepassten Ernährungstherapie behandelt. Seit 2014 stehen Arzneimittel zur Verfügung, die einem natürlicherweise im Körper vorkommenden Wachstumsfaktor nachempfunden sind. Dieser Wachstumsfaktor GLP-2 (Glukagon-like Peptid 2) regt das Zottenwachstum der Dünndarmschleimhaut an.
Ernährung mittels Infusion
Entscheidend bei einem Kurzdarmsyndrom ist die Versorgung mit einer sogenannten parenteralen Ernährung, um die Bereitstellung lebensnotwendiger Nährstoffe zu gewährleisten. Bei der parenteralen Ernährung wird der Patient über das Blutgefäßsystem durch Infusionen mit Nährstoffen versorgt.
Wenn Betroffene dazu bereit sind, sich bestimmte Fähigkeiten und Wissen, beispielsweise bei der künstlichen Ernährung in den eigenen vier Wänden, anzueignen, ist es durchaus möglich, mit Kurzdarmsyndrom ein nahezu uneingeschränktes Berufs- und Sozialleben zu führen und auch körperliche Freizeitaktivitäten wie Sport oder Wandern auszuüben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.