Frauenpower in ACSL

Anika Fürnsinn: „Will ihnen zeigen, was ich kann“

ACSL
23.11.2022 05:45

Wenn man sich mit Football in der ACSL (Austrian College Sports League) beschäftigt, kommt man um den Namen Anika Fürnsinn nicht mehr herum. Die 25-jährige Medizinstudentin ist die einzige Frau unter lauter Burschen, die im Footballteam der MedUniSerpents mit vollem Engagement mit dabei ist. Im exklusiven Interview mit Krone.at gibt die frischgebackene österreichische Meisterschaftssiegerin Einblicke in ihr, von Männern umgebenes, Football-Leben in Österreichs boomender College-Liga. 

„Krone“: Anika, wieso hast du dich für Football entschieden?
Fürnsinn: Ich war erst bei der Fangemeinschaft dabei, bei zwei Mädels, die das eingeleitet haben und dadurch oft Vorort bei Spielen. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Zu dem Zeitpunkt waren auch noch viele meiner Freunde Spieler der Serpents. Bei einem Winterspiel habe ich mir dann gedacht, dass es zwar nett ist, meinen Kumpels zuzujubeln, ich aber so gerne mit auf dem Feld stehen und diesen Sport ausleben würde. Es ist zwar ein sehr physischer Sport, aber dennoch hat es mir extrem gefallen. Es war etwas Neues, das erste Mal ein Teamsport. Außerdem liebe ich Herausforderungen und habe, bevor ich ins Team gekommen bin, ab und zu bei Challenges während des Quarterchanges mitgemacht. Ich bin eine Person, die schnell schreit: „Ja, ich will!“

Wie war das erste Training bei den Serpents für dich?
Vor der ersten Einheit hatte ich bereits angekündigt, dass ich gerne einmal vorbeischauen möchte. Außerdem habe ich mich vorab bei dem damaligen Headcoach versichert, ob es okay ist, wenn ich mittrainiere. Er meinte, dass es kein Problem sei und erklärte mir: „Wenn ich sage, dass das in Ordnung ist, dann ist es das auch.“. Sicher dachten sich da einige der Burschen: „Die wird das eh nicht durchziehen“. Aber ich bin aufgetaucht. Es war das anstrengendste Training, das ich jemals in meinem Leben gemacht habe, doch genau das war cool und hat wahnsinnig gutgetan. Ich weiß noch, dass ich etwas eingeschüchtert war, mich jedoch nicht komplett verloren gefühlt habe, da ich einige Spieler aus der Mannschaft schon kannte. Ein sehr starkes Gefühl, das ich im ersten Training gespürt habe und sich tatsächlich bis jetzt durchzieht, ist der Drang, mich beweisen zu müssen - nicht in einem negativen Kontext, sondern vielmehr, dass ich den Leuten und mir selbst beweisen und zeigen will, was ich alles kann.

Ist es für dich das erste Mal, dass du in einem Mixed-Team spielst?
Ja, mein erstes Football-Training war zudem auch das erste Mal, dass ich in einer gemischten Mannschaft trainiert beziehungsweise gespielt habe. Ich war sehr gespannt, wie es ablaufen wird und hatte großen Respekt. Vor dem Football habe ich alle erdenklichen Sportarten ausprobiert, das waren allerdings Einzelsportarten: Zirkusturnen, Schwimmen, Skifahren, Reiten oder auch Kampfsportarten.

Auf welcher Position spielst du?
Ich bin die Wide Receiverin bei den Serpents, das heißt, ich bin die Ballempfängerin. Das ist eine Position, bei der ich sage, dass ich sie gut managen kann. Ich muss darauf achten, schnell und wendig zu sein. Das sind die Fähigkeiten, die ich haben sollte, um in dieser Position aufzuzeigen. Was meine Größe und meine Kraft angeht, würde ich mich, im Vergleich zu den Männern, im guten Mittelfeld einordnen. Klar, in puncto Kraft geht natürlich immer mehr, aber als Receiverin bin ich gut dabei.

Wie fühlt es sich für dich an, als einzige Frau im Team und als Teil einer klaren Minderheit in der Liga?
Es fällt mir gar nicht sonderlich auf. In den sozialen Medien hieß es zwar lange, dass ich „die einzige Frau, die wirklich spielt“ sei, aber es hat sich für mich immer sehr surreal angefühlt. Ich war und bin ein Teil der Burschen und jeder wird gleich behandelt. Es wurde in der Mannschaft nie ein Unterschied zwischen mir und meinen Teamkollegen gemacht, wir haben auf dem Feld alle dieselben Übungen absolviert. Außerdem fühle ich mich auch nicht so, als stünde ich alleine da, sondern wir haben ein starkes Gemeinschaftsgefühl im Team. In keiner anderen Sportart habe ich es jemals erlebt, wie enorm unterstützend miteinander umgegangen wird. Es finden alle sehr cool, dass ich dabei bin. Ich sehe mich selbst seit Beginn an als Teil des Teams. Wobei ich schon sagen muss, neue Spieler sind immer etwas überrascht, dass da ein Mädchen auf dem Feld steht und daher auch überfordert, wie und ob sie gegen mich agieren dürfen. Der geschlechtliche Unterschied ist da, das ist Fakt und dadurch kommt es bei manchen zu einer Hemmung, die bei einem gleichgeschlechtlichen Gegner vermutlich nicht da wäre. Sie gehen nicht so hart ran, wie bei dem Rest der Spieler, das verstehe ich. Aber nach zwei bis drei Trainingseinheiten ist das nicht mehr der Fall. Das ist reine Gewöhnung und sie merken schnell, dass ich selbst keinen Unterschied mache und jedes Mal hart zupacke. Das lassen sich viele nicht gefallen, dann muss ich auch einstecken können.

Wie ist der Ablauf vor Spielen, beispielsweise in der Kabine?
Das wird jetzt sicher manche überraschen, aber wir sind alle in derselben Umkleidekabine. Erstens geht es sich - beispielsweise bei den Spieltagen - von der Kapazität her gar nicht aus, weil immer mehrere Teams vor Ort sind. Zweitens stört es uns sowieso nicht, da es eigentlich unser täglich Brot ist im Medizinstudium. Außerdem bin ich beinahe startklar, wenn ich zu Spielen komme, und beim Duschen warte ich, bis alle fertig sind. Es wird aufeinander und darauf, dass ich auch in diesem Bereich voll integriert bin, geachtet. Die Vorbereitung auf das Spiel läuft also für alle, von Beginn an, gleich ab.

Was rätst du Studentinnen, die auch mit dem Gedanken spielen, mit College-Football zu starten?
Ich empfehle es ganz klar jeder Studentin und natürlich auch jedem Studenten weiter, mit dem Footballspielen zu beginnen. Ich freue mich immer über weitere Frauen in der Liga und vor allem natürlich im eigenen Team. Aber ich muss dazusagen, dass man einstecken können, seine eigenen Grenzen kennen und vor allem einfach Bock auf den Sport haben muss. Das betrifft nicht nur uns Frauen, sondern alle, die überlegen, mit Football anzufangen. Jeder sollte sich im Klaren sein, dass Football ein Sport ist, für den man lebt.

Selina Schwarzbach

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(Bild: KMM)
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