Funktionäre beschattet

Neue Spionage-Vorwürfe gegen WM-Gastgeber Katar

Fußball International
02.11.2022 14:32

Der frühere FIFA-Boss Joseph Blatter hat sich angesprochen auf neue Berichte über eine angebliche Spionageaffäre um WM-Gastgeber Katar und den Fußball-Weltverband „überrascht“ gezeigt. „Es ist bedenklich, dass man das macht“, sagte der 86-Jährige im Schweizer Rundfunk SRF, der am Mittwoch über ein demnach aus Katar gesteuertes Geheimprojekt berichtete. Dem Emirat wird vorgeworfen, über eine US-amerikanische Firma Spionageaktionen gegen FIFA-Funktionäre orchestriert zu haben.

Katar soll demnach im Zuge der Endrunden-Vergabe im Dezember 2010 und im Anschluss an diese die Firma eines früheren CIA-Agenten beauftragt haben, Offizielle auszuspionieren. Hunderte Millionen Euro seien dafür aufgewendet worden. Hacker sollten brisante Informationen von Computern stehlen. „Der Wüstenstaat wollte, dass ihm innerhalb der FIFA keine Positionsänderung, keine neuen Freundschaften, keine potenziell gefährliche Allianz entgeht - einfach nichts, was die WM-Austragung gefährden könnte“, schrieb der SRF. Aus Katar gab es zunächst keine Stellungnahme dazu.

Mutmaßlich seien in der Schweiz im Auftrag Katars Straftaten begangen worden, hieß es in der Reportage. Erstes Ziel soll im Jänner 2012 der frühere Blatter-Berater Peter Hargitay gewesen sein, die Spuren führen demnach zu einer IT-Firma nach Indien. Das würden Akten des Zürcher Strafverfahrens zeigen, die dem SRF vorliegen. Die Spuren führen dann weiter in die USA zur Spionagefirma Global Risk Advisors um den Ex-CIA-Spion Kevin Chalker. Dessen Anwalt weist die Vorwürfe dem SRF zufolge zurück. Gegen Chalker wird laut der Nachrichtenagentur AP auch vom FBI ermittelt.

Katar-Kritiker als Ziel
Eigentliches Ziel der Aktion gegen Hargitay soll der australische Verbandschef Frank Lowy gewesen sein, der als Katar-Kritiker galt. Lowy sollte durch eine Anzeige beim FBI angeschwärzt werden. Betroffen war dem Bericht zufolge auch der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, der von 2011 bis 2015 Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee war. Zwanziger sollte demnach wegen seiner kritischen Haltung zum WM-Gastgeber Katar beeinflusst werden.

„Das fühlt sich an wie Gehirnwäsche, die man mit diesen Mitteln betreiben will“, sagte Zwanziger dem SRF. Der Deutsche sieht die FIFA in der Pflicht. „Das ist ein solcher Skandal. Den müssten die aufgreifen, die verantwortlich sind. FIFA-Präsident Infantino als Allererster. Aber der macht das natürlich nicht, weil er ein Vasall von Katar ist.“

Der SRF zitierte aus einem internen Dokument, das Global Risk Advisors Katar vorgelegt habe. Dieses schlägt für das Projekt ein Budget zwischen 387 Millionen und 567 Millionen Dollar vor. 66 Personen sollten demnach neun Jahre lang für Katar arbeiten.

Die Schweizer Staatsanwaltschaft wies indes auf Anfrage die Vorwürfe zurück, sie habe in diesem Fall zu passiv agiert. Weiter hieß es: „Für den Fall, dass im Kontext des von der Staatsanwaltschaft geführten Verfahrens neue Beweismittel oder Tatsachen bekannt werden, welche für eine strafrechtliche Verantwortlichkeit einer Person sprechen und sich nicht aus früheren Akten ergeben, kann die Staatsanwaltschaft gestützt auf die Strafprozessordnung die Wiederaufnahme eines rechtskräftig beendeten Verfahrens verfügen.“

krone Sport
krone Sport
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: KMM)



Kostenlose Spiele