Palliative Geburt

Wenn das Baby gleich nach der Geburt stirbt

Bei der „palliativen Geburt“ entscheiden sich die Eltern dafür, ihr Kind, das nicht oder kurz lebensfähig ist, bis zur natürlichen Entbindung „im Bauch“ zu behalten. Dabei werden sie umfassend betreut - von der Schwangerschaft über die Entbindung, bis in die Trauerzeit danach.

Nichts ist mehr, wie es war, wenn bei einem „normalen“ pränatalen Untersuchungstermin festgestellt wird, dassder Fötus an einer schweren Erkrankung leidet und während oder nach der Geburt versterben wird.

Auf die Wünsche der Eltern eingehen
Ein Beispiel gibt Renate Hlauschek, MMSc, Mitarbeiterin der perinatalen Palliativversorgung, LK Mödling (NÖ): „Ist bei einem Baby etwa die Kopfdecke nicht vorhanden oder fehlt das Großhirn, wird es nicht überleben. Dann könnte man die Geburt zeitnah einleiten - oder die Eltern entscheiden sich für eine ,palliative Geburt‘, bei der der natürliche Weg beibehalten wird - begleitet von einer Gruppe aus Pränataldiagnostikern, Neonatologen, Palliativmedizinern, Hebammen, Pflegepersonen, Psychologen, Seelsorge sowie Mitarbeitern des Kinder- und Jugend-Palliativteams.“ Möglich ist diese spezielle Vorgehensweise zum Beispiel im LK Mödling (NÖ).

Was bedeutet "Palliativmedizin"?

Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort „palliare“, Deutsch: „Mit einem Mantel umhüllen“. Er beschreibt damit den beschützenden, umsorgenden Gedanken dieser Fachrichtung. Man versteht darunter eine aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer fortschreitenden Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung. Bei den betroffenen Neugeborenen geht es nicht die Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis, sondern um die bestmögliche Betreuung des Kindes sowie dessen Familie.

Zunächst muss die Diagnose des Kindes ganz genau abgeklärt und bestätigt werden, dann legen die Experten dar, wieSchwangerschaft und Geburt ablaufen könnten. Sämtliche Optionen werden abgewogen. Einzigartig ist im LK Mödling die Eins-zu-eins-Betreuung durch eine Hebamme. Ab dem Zeitpunkt der Entscheidung steht diese kontinuierlich zur Verfügung.

Gut betreut auch danach
Früh wird auch die Vernetzung zu den Kinder-Palliativteams hergestellt, welche die Betreuung nach dem Klinikaufenthalt zu Hause übernehmen„, erklärt Renate Hlauschek. “Zur Trauerbegleitung für etwa ein Jahr und zur professionellen Palliativversorgung für den Fall, dass das Neugeborene noch einige Zeit überlebt. Nachdem das Baby auf die Welt gekommen ist, bleibt es in den ersten sechs Stunden nach der Geburt mit der Mutter bzw. der Familie im Kreißsaal.

Wichtige Stunden als Familie
In dieser sensiblen Zeit werden gemeinsame Momente und Erinnerungen, wie Fotos von einem “Sternenkindfotografen“, Hautkontakt und Verabschiedung in professioneller Begleitung ermöglicht. „Diese Zeit ist ein wichtiger Part für die Betroffenen. Geschwisterkinder sollten von dem Trauerprozess übrigens nie ausgeschlossen und ihnen so die Chance zur Verarbeitung genommen werden. Sie gehen mit dem Verlust oft viel natürlicher um als Erwachsene“, erklärt die Expertin.

Die Kinder werden „sichtbar“
Da das Angebot noch neu ist, wurden in Mödling erst wenige Familien begleitet. „Wir erhalten aber sehr positive Rückmeldungen, die Eltern sind dankbar für die gegebenen Stunden. Wertvolle Erinnerungen stellen auch die Fotos dar, denn sie machen das Kind ,sichtbar‘“, so Renate Hlauschek. „Es ist natürlich eine schwierige Situation - auch für uns Begleiter-, aber wir bekommen sehr viel von den Betroffenen zurück. Es ist schön zu sehen, wenn es ihnen nach einiger Zeit wieder besser geht und sie über das Erlebte reden können.“

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