Vor allem Antibiotika

Fehlen der Steiermark mehr Medikamente als sonst?

Steiermark
06.10.2022 06:00

Apotheker klagen über leere Regale, die Pharmaindustrie findet das nicht ungewöhnlich. Trotz fehlender Medikamente sei die Versorgung derzeit jedenfalls gesichert.

„Wegschicken mussten wir noch niemanden", berichtet Matthias Schöggl aus Niklasdorf. Es gehört aber derzeit zum Alltag des Apothekers, ein gleichwertiges Ersatz-Präparat anstatt des vom Arzt verschriebenen Medikaments für seine Kunden zu finden. Denn so manches Arzneimittel fehlt momentan in seinen Regalen sowie in denen seiner steirischen Berufskollegen.

Fehlende Pillen: „Ändert sich täglich“
Welche das sind, ändere sich täglich, sagt Apothekerkammer-Präsident Gerhard Kobinger: “Einmal kommt eine Lieferung, dann wieder nicht.„ Besonders schwer erhältlich seien gerade Antibiotika, Schmerzmittel und Psychopharmaka. Nahezu in allen Fällen, so beruhigt er, gebe es aber Alternativen. Außer in bestimmten Fällen, wie bei Adrenalin-Autoinjektoren gegen Wespengift oder bei ausgewählten Krebsmedikamenten: “Da haben wir im Augenblick aber keinen Engpass."

Fehlende Arzneien kosten die Apotheker etwa zehn Stunden pro Woche: „Wir schauen, ob es noch andere Anbieter gibt, ob wir etwas aus dem Ausland bekommen, es irgendwo Restbestände gibt. Oder wir telefonieren mit Ärzten wegen eines neuen Rezepts.“

Gibt es bald Entwarnung?
„Wir sind zuversichtlich, dass wir Nachschub kriegen.“ Das sei auch abhängig von der Nachfrage: „Wir rechnen heuer mit vielen Erkältungen und Grippefällen. Um aber von Versorgungsproblemen zu sprechen, müssten schon Lieferketten zusammenbrechen.“ In so einem Fall würden wir ein paar Monate später bereits die Folgen tragen.

Apotheker wollen Produktion in Europa
Kobinger sieht eine einfache Lösung: „Die Produktion wieder stärker nach Europa bringen.“ Das sei aber ein langfristiger, kostspieliger Prozess, in Asien würde derzeit viel billiger produziert werden. Probleme dort verzögern aber unsere Lieferungen. „Die gab es zwar schon immer“, aber sowohl die Pandemie als auch der Ukraine-Krieg und die Energiekrise hätten die Situation verschärft.

Merken würde man das an der gewachsenen Liste vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG): Dort werden fehlende oder eingeschränkt verfügbare Arzneien gelistet. Kobinger: „Sonst waren dort 150 Meldungen, jetzt sind es an die 400.“ Mit Stichtag Dienstag exakt 451, 212 unter „nicht verfügbar“.

„Immer wieder Engpässe, Versorgung gesichert“
„Ja, es gibt Medikamenten-Engpässe“, bestätigt Ilse Bartenstein, Pharmaindustrie-Sprecherin und Geschäftsführerin von GL-Pharma, „aber aus keinen anderen Gründen als bisher.“ Produkte fallen aus dem Sortiment, Anbieter gehen vom Markt, Standort-Verlagerungen bringen Verzögerungen, und auch unterschiedliche Packungsgrößen seien ausverkauft.

„Aber es gibt Ausweichmöglichkeiten. Der Pharmamarkt ist global, mehrere Lieferanten und Bezugsquellen sind immer gut und wichtig.“ Während der Corona-Sperren konnten europäische Anbieter keine Wirkstoffe liefern, andere Kontinente schon. Dass seit April 2020 Engpässe bei der Gesundheitsbehörde tagesaktuell geführt und zu melden sind, ist ein weiterer Grund für die vielen Meldungen. Bartenstein: „Das ist eine Momentaufnahme und spiegelt nicht die Weltpolitik wider. Am Ende ist nur wichtig, dass die Patienten gut versorgt sind – und das ist derzeit der Fall.“

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