Fehler bei Einberufung

Tausende Reservisten dürfen doch wieder nach Hause

Ausland
04.10.2022 19:20

Mindestens 300.000 Männer sollen im Zuge der Teilmobilmachung die russische Front in der Ukraine unterstützen. Doch die Aktion verläuft alles andere als problemlos. Wie nun bekannt wurde, wurden etwa zahlreiche Männer scheinbar wahllos in den Kriegsdienst eingezogen. Tausende von ihnen dürfen offenbar nun doch wieder nach Hause.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu sind bereits mehr als 200.000 Menschen eingezogen worden. „Die Ausbildung erfolgt auf 80 Übungsplätzen und in sechs Ausbildungszentren“, sagte er am Dienstag in Moskau seinem Ministerium zufolge.

Experten des britischen Verteidigungsministeriums hatten zuvor noch von erheblichen Problemen berichtet. Russland sei nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für die große Zahl an Rekruten bereitzustellen, hieß es im täglichen Kurzbericht.

Schoigu: Viele Freiwillige gemeldet
Schoigu sagte, die zuständigen Stellen seien angewiesen worden, den Rekruten die notwendige Kleidung und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und sie einzuweisen. Nach Schoigus Darstellung haben sich viele Freiwillige gemeldet. Zahlen nannte er jedoch nicht.

Grobe Fehler bei Einziehungen
Indessen kehren jedoch bereits immer mehr Reservisten laut offiziellen Angaben wieder zu ihren Familien zurück. So spricht etwa der Gouverneur der Region Chabarowsk im äußersten Osten Russlands davon, dass etwa die Hälfte der „Tausenden“ Einberufenen bereits wieder zurück sei. Sie sollen den Kriterien der Einberufung nicht entsprochen haben.

Tödliche Erkrankungen, hohes Alter
Der verantwortliche Leiter des Kreiswehrersatzamtes sei entlassen worden, schrieb Degtjarjow im Nachrichtenkanal Telegram. Wie es zu den Fehlern kommen konnte, erklärte der Gouverneur nicht. Reservisten beklagten jedoch, dass sie trotz tödlicher Erkrankungen, hohen Alters oder anderer Ausschlusskriterien von der Mobilmachung betroffen waren. Selbst Putin räumte bereits Fehler ein und beauftragte die Generalstaatsanwaltschaft, etwaige Verstöße gegen die Mobilmachung zu verfolgen.

Reservisten harren in Zeltlagern aus
Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes gibt es allerdings auch unter jenen, die den Regeln entsprechen, erhebliche Probleme. Eingezogene Reservisten würden sich demnach derzeit übergangsweise in Zeltlagern versammeln. Das deute darauf hin, dass das Militär Schwierigkeiten habe, die Rekrutierten auszubilden und Offiziere für die Führung neuer Einheiten zu finden.

In sozialen Medien tauchten zahlreiche Videos russischer Rekruten auf, die auf Freiflächen kampieren und darauf warten, für den Kampfeinsatz trainiert zu werden. Sie berichten, ihnen sei gesagt worden, sie sollen sich einige Tage gedulden.

Viele Russen versuchen ins Ausland zu gelangen
Dies scheint ein weiterer Grund für viele zu sein, das Land vorsorglich zu verlassen. Mittlerweile sind Hunderttausende Russen ins Ausland geflohen, um einer möglichen Einberufung zu entgehen. Doch auch in Russland selbst regt sich Widerstand: So kam es nicht nur zu den größten Anti-Kriegs-Protesten seit Monaten, es kam auch zu Brandanschlägen auf Einberufungsstellen.

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