Neue Unterrichtspläne

Nach Kritik: Polaschek will Vorschläge einarbeiten

Österreich
21.09.2022 06:00

Heftige Kritik der Lehrer an neuen Unterrichtskonzepten: Der Bildungsminister will konstruktive Vorschläge einarbeiten. Experten sehen grundlegende Problemzonen.

Corona geht um die Schulen wie ein Gespenst. Man sei für alles gerüstet, sagt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Nun hat er ein bereits reales anderes Problem. Lehrervertreter von AHS und Pflichtschulen laufen Sturm gegen die neuen Lehrpläne. Vorgaben seien schwer lesbar, kaum umsetzbar, praxisfern. Vermittlung von Überfachlichem wie Selbstwahrnehmung, Motivation und Sozialkompetenz sei in zu großen Klassen mit Kindern verschiedener Nationalitäten und Voraussetzungen „schier unmöglich“. Zudem gibt es Lehrermangel.

Minister geht nicht auf fundamentale Kritikpunkte ein
Was sagt der Bildungsminister zur Kritik? Er zeigt sich konstruktiv. Das Projekt „Lehrplan Neu“ laufe schon seit 2018. Die Pläne wurden von Experten und Praktikern ausgearbeitet. „Natürlich gab es permanent Abstimmungen mit den Standesvertretungen.“ Offenbar mit mäßigem Erfolg. „All die Änderungen durch die neuen Lehrpläne brauchen Zeit und fachliche sowie organisatorische Begleitung“, heißt es aus dem Ministerium. Polaschek ist erfreut über mehr als 100 Rückmeldungen zum Entwurf. Stellungnahmen waren über zehn Wochen möglich. Nun werde man „konstruktive Vorschläge einarbeiten“. Auf die fundamentalen Kritikpunkte der Lehrer geht der Minister nicht ein.

Bildungsexperte über die „Geburtsfehler“
Bildungsexperte Andreas Salcher sieht ein generelles Problem: „Der Geburtsfehler der sogenannten ,neuen Lehrpläne‘ war die politische Vorgabe, dass an der Zersplitterung des Unterrichts in bis zu 21 Gegenstände nicht gerüttelt werden durfte.“ Auch wenn Vermittlung klassischer Bildungsfächer wichtig bleibt, geht es um das Wie. In Österreich pflege man laut Salcher ein Vorgehen wie schon seit 80 Jahren.

„Die Welt hat sich aber fundamental geändert. Und soziale Kompetenzen lassen sich nicht lernen, indem man ein Buch liest oder Frontalvorträgen lauscht.“ Jahrelang von Kommissionen entwickelte Lehrpläne über alle Schüler zu stülpen sei völlig veraltet. „Es braucht wertschätzende Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern, laufende Lehrerfortbildung, individuelle Talententwicklung.“

Schulsprecherin: „Inhalte müssen auch ankommen“
Die neue Bundesschulsprecherin Flora Schmudermayer wünscht stärkere Schwerpunktsetzung bei Demokratie- und Berufsbildung sowie bei Finanzbildung. Es sei wichtig, dass die Änderungen, also die Inhalte, auch wirklich in den Klassenzimmern ankommen. Danach schaut es zurzeit aber noch nicht aus.

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