7 Tage Weltgeschehen

Corona-Weihnachten im Heiligen Land Israel

Politik
18.12.2021 06:00

Eine Advent-Botschaft aus Jerusalem von Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes ...

Jerusalem/Bethlehem: Hier müssen Sie Weihnachten schon suchen. Am Schmuck in den Straßen erkennen Sie die nahenden Feiertage nicht. Hier, im Heiligen Land, sind wir Christen in der Minderheit. Wenn es großzügig berechnet wird, vielleicht 1,8 Prozent der Bevölkerung. Es waren einmal deutlich mehr gewesen. Besonders lange müssen Sie Weihnachten hier aber nicht suchen. Am besten wir fahren nach Bethlehem, dem Ort der Geburt Jesu. Oder besuchen die Hirtenfelder im Nachbarort. Oder Nazareth im Norden in Galiläa. So wenige Christen wir hier sind, wir alle sind doch ganz nahe am Geheimnis von Weihnachten dran. Denn hier erblickte Jesus das Licht der Welt. Nirgendwo anders strahlte unsere Hoffnung zuerst auf.

Deshalb kommen Menschen immer noch hierher. Um das Licht zu sehen. Um sich Hoffnung schenken zu lassen. Weihnachten kann deshalb gar nicht „ausfallen“, auch wenn gerade wieder die Grenzen wegen der Omikron-Variante geschlossen worden sind.

Erschütternde Lage im Gazastreifen
In Gaza sind es noch weniger Christen. Die katholische Pfarre dort liegt mir besonders am Herzen. Als Minderheit müssen sie alles selbst organisieren: Kindergarten, Schule. Auch ein Heim für schwerstbehinderte Neugeborene gibt es. Kleinkinder mit so massiven körperlichen Beeinträchtigungen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Kaum ein Kind erreicht hier das 7. Lebensjahr. Und doch empfingen mich die Kinder mit einem breiten Lächeln, krochen unendlich mühsam auf mich zu, zerrten sich mit unvollständigen Händchen an meinen Beinen hoch, wollten nichts lieber als in den Arm genommen werden. Mir versagte die Stimme vor Traurigkeit, und die Kinder waren erfüllt von Herzlichkeit.

Die Schwestern führten mich herum. Ganz hinten sind die Waschräume. An der Wand steht in großen Buchstaben: „Was ihr für einen dieser Geringsten tut, das tut ihr mir.“ Im allerletzten Raum befindet sich, unendlich traurig, eine kleine Aufbahrungshalle.

Kaum offen, wurde Grenze wieder geschlossen
Ein schmerzhaft-ruhiges Weihnachtsfest steht im österreichischen Pilger-Hospiz in Jerusalem ins Haus: Da Israel seine Grenzen wieder geschlossen hat, werden keine Pilger und Gäste kommen können, um dort die Weihnachtstage zu verbringen. Jetzt ist klar: Das war’s für uns mit Weihnachten 2021. Unser schönes Pilger-Hospiz wird keine Gäste haben. Wir tragen auch eine doppelte Belastung: In den vergangenen Wochen war es vermehrt zu Anschlägen in Jerusalem gekommen - zum Teil in unmittelbarer Nähe zu unserem Hospiz in der Via Dolorosa. Uns geht es gut. Doch wer geht in einer solchen Stimmung noch in die Altstadt? Wir leben von unseren Pilgern und von unseren einheimischen Gästen. Die Grenzen sind zu, die Altstadt an vielen Tagen der Woche ohne Besucher.

Bei uns braucht es gar keinen Lockdown für den Stillstand. Für Pilger und ein funktionierendes Pilgerwesen braucht es offene Grenzen und „erlebbare Reisebedingungen“. Beides ist derzeit nicht vorhanden.

Schmerzhaft-ruhiges Weihnachtsfest 2021
Zuletzt hatte im November der damalige Innenminister Karl Nehammer im Rahmen einer Israel-Reise das Pilger-Hospiz in der Altstadt von Jerusalem besucht. Das gab Hoffnung auf steigende Pilger- und Nächtigungszahlen. Doch kaum waren die Grenzen offen, wurden sie auch schon wieder geschlossen. Über 4,5 Millionen Touristen, davon 358.000 allein im Dezember, hatte Israel im Rekordjahr 2019 gesehen. Die neue Lage traf uns wie ein vollkommen unerwarteter Schock, eine Hiobsbotschaft. Für Pilgerhäuser wie das Hospiz ist die Situation existenzbedrohend.

Für unser Hospiz bricht damit zu Weihnachten alles ein. Ich bitte herzlich: Vergesst uns nicht! Hauchen Sie unserem geliebten Pilger-Hospiz in Jerusalem zu Weihnachten Leben ein mit Ihrer großherzigen Spende.

Österreichisches Hospiz-Spzialfonds

AT43 1919 0003 0015 0125 Danke!

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