Oberösterreich versinkt jeden Tag tiefer im Corona-Schlamassel. Wie lange das soziale und gesundheitliche Netz noch standhält, ist fraglich. Immer lauter werden die Stimmen: Die Politik muss endlich Klartext reden und handeln, bevor es endgültig zu spät ist!
Experten sind sich einig: Es führt kein Weg mehr an einem Lockdown für alle vorbei. Doch die Landesregierung in Oberösterreich zeigt sich zögerlich, spielt weiter auf Zeit. Ob sich diese Rechnung für das Gesundheitssystem tatsächlich ausgehen kann? Ein nüchterner Blick auf die Fakten aus den vergangenen drei Tagen.
Ich empfehle der Politik, schon bald Maßnahmen zur Kontaktreduktion zu ergreifen, damit wir Weihnachten nicht in einem Lockdown verbringen müssen.
Bernd Lamprecht, Lungenfacharzt
„Haben nicht die Zeit, das abzuwarten“
Die „Krone“ konfrontierte Mediziner und politische Entscheidungsträger mit der Misere. Lungenfacharzt Bernd Lamprecht findet klare Worte: „Auch wenn die genannten Maßnahmen sicher einmal Früchte tragen werden - wir haben nicht die Zeit, das abzuwarten.“ Das hieße, es werde sehr bald stärkere Maßnahmen zur Kontaktreduzierung geben müssen. „Wir brauchen mindestens 30 Prozent Kontaktreduzierung, 50 Prozent wären großartig. Aus medizinischer Sicht müssen solche Maßnahmen mindestens drei Wochen dauern.“
Klarheit und Wahrheit verlangt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger: „Alle Politiker sind gefordert, den Rat der Experten ernst zu nehmen. Und der lautet unmissverständlich, dass ein genereller, bundesweiter Lockdown unvermeidbar wird.“ Er sei kein Freund einer solchen Maßnahme, „ich bin jedoch davon überzeugt, dass klare Schritte der Mehrheit unserer Bevölkerung lieber sind, als Streit und Hinauszögern von ohnedies unabdingbaren Entscheidungen“. Die Menschen vertragen die Wahrheit, ein weiteres Lavieren würde die gesellschaftliche Spaltung weitertreiben.
Lockdown: Aufgehoben ist nicht aufgeschoben
„Erschreckend und viel zu hoch“, kommentiert Landeshauptmann Thomas Stelzer, der am Mittwoch seine Drittimpfung erhielt, die aktuellen Corona-Zahlen im Gespräch mit der „Krone“. Offiziell will der Landeschef den Lockdown noch nicht einläuten und plädiert für eine weitere Galgenfrist: „Ich will dem Ganzen noch ein paar Tage Zeit geben. Die neuen Maßnahmen gelten erst seit Montag und ich möchte schauen, ob sich diese niederschlagen.“
Dazu müssten die Corona-Zahlen spürbar und nachhaltig unter die 3000er-Marke fallen. Stelzer: „Recht viel Spielraum haben wir aber nicht.“ Am Freitag wollen Bund und Länder über weitere Not-Maßnahmen beratschlagen. Stelzer: „Unser Ziel muss in jedem Fall sein, dass die Oberösterreicher Weihnachten feiern können.“
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