Trauer beim ÖFB

Fußballtrainer und Frauen-Teamchef Ernst Weber ist tot

Fußball
06.04.2011 17:59
Nur eine Woche nach dem Ableben der Judokämpferin Claudia Heill trauert Österreichs Sportfamilie erneut um eines ihrer Mitglieder. Ernst Weber, Chef des Damen-Nationalteams und Nachwuchstrainer, ist tot. Der Niederösterreicher sei am Mittwoch unter tragischen Umständen im Alter von 62 Jahren ums Leben gekommen, heißt es. Details sind nicht bekannt, es gibt jedoch Spekulationen über einen möglichen Freitod. Weber hinterlässt seine Frau Gabi und einen Sohn.

"Wir sind alle fassungslos und erschüttert. Ernst Weber war nicht nur ein fachlich profunder Trainer unseres Verbandes, sondern darüber hinaus auch durch seinen vorbildhaften Charakter uns seine stets offene und freundliche Art gerade menschlich ein Vorbild für uns alle. Im Namen der gesamten österreichischen Fußballfamilie ist es mir ein Anlegen, seinen Angehörigen unser aller aufrichtiges Beileid auszusprechen", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner in seiner ersten Reaktion, ohne auf die näheren Umstände von Webers Tod einzugehen.

Spekulationen um Freitod
Spekulationen in ÖFB-Kreisen gingen am Mittwoch in Richtung Selbstmord. Als möglicher Auslöser wird von mehreren Seiten eine eventuelle neue ärztliche Diagnose genannt. Weber war vor rund zehn Jahren an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Nach 46 Chemotherapien galt er 2002 als geheilt.

Der nunmehrige Tod des Trainers traf alle wie aus heiterem Himmel, weil nichts darauf hingedeutet hatte. Einer seiner vielen Freunde, ein Sportjournalist, hat noch am späten Dienstagabend wie fast täglich mit Weber telefoniert. In dem Gespräch ärgerte sich der Niederösterreicher über die kasachische Schiedsrichterin, die wenige Stunden zuvor beim 0:4 seiner U19-Mädchen in der EM-Qualifikation im steirischen Anger gegen Spanien im Einsatz gewesen war, und plauderte über die Gala, die der FC Schalke in der Champions League in Mailand gegen Inter geboten hatte.

Als Workaholic bekannt
Sportlich galt Weber als Workaholic, der so manche Niederlage wegzustecken wusste, aber auch Erfolge feierte: Mit dem Kremser SC war er gegen den von Ernst Happel betreuten FC Tirol 1988 ÖFB-Cuspieger, mit Admira Wacker 1989 Vizemeister und Sieger des Wiener Stadthallen-Turniers. Auf ÖFB-Ebene führte Weber die U17-Auswahl 2003 auf den dritten EM-Platz.

Schon im Frühjahr 1999 hatte Weber er als Erster auf ein rot-weiß-rotes Problem aufmerksam gemacht. Damals tummelten sich in der Bundesliga 84 und in der Ersten Division 46 Legionäre, die dem eigenen Nachwuchs den Weg verbauten. "Ich habe nichts gegen Ausländer. Ich will in ein paar Jahren aber nicht hören, dass niemand auf die Problematik aufmerksam gemacht hat. Der Weg in die Zukunft ist ein beängstigender", sagte Weber damals.

Fuchs: "Menschlich einzigartig"
Für den nunmehrigen Nationalmannschafts-Kapitän Christian Fuchs, der damals in Portugal neben Franz Schiemer und Co. auf dem Podest stand, war dieser dritte Rang der erste große Erfolg. "Ernst Weber war ein wichtiger Trainer für mich. Er hat mich zum ersten Mal in ein Nationalteam einberufen. Ernst Weber hat viel vom Fußball verstanden, aber vor allem menschlich war er einzigartig. Er wird mir fehlen, wir haben uns immer sehr gut verstanden", sagte der tiefbetroffene Teamkapitän.

Ebenfalls erschüttert zeigte sich Sportminister Norbert Darabos. "Mit Ernst Weber verliert der österreichische Fußball eine prägende Trainerpersönlichkeit. Ernst Weber hat als Trainer von Nachwuchsteams und im Frauenfußball in den letzten Jahren eine wirklich beachtenswerte Aufbauarbeit geleistet. Sein Tod hinterlässt im Frauenfußball und im österreichischen Fußball insgesamt eine große Lücke", so Darabos.

Zu Ehren des Verstorbenen, der von 1996 bis 1999 U21-Teamchef war, wird der ÖFB bei der UEFA beantragen, dass das nächste EM-Qualifikationsspiel am 3. Juni in Wien gegen Deutschland mit einer Schweigeminuten startet und die Mannschaft von Teamchef Dietmar Constantini mit Trauerflor antritt.

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(Bild: KMM)



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