Gegenüber der „Krone“ schlugen Schulleiter schon Anfang Juli Alarm, nun wird das Problem immer deutlicher: Österreichweit melden Tausende Eltern ihre Kinder vom Schulunterricht ab. Als Grund wird Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen angenommen. Verantwortliche sprechen von „Corona-Leugnern“, die ihre Kinder lieber zu Hause unterrichten. Befürchtet wird, dass den Kindern die sozialen Kontakte fehlen werden. Eine rechtliche Handhabe fehlt: Denn hierzulande herrscht keine Schulpflicht, es gibt lediglich eine Verpflichtung zum Unterricht.
Bundesweit gibt es für das kommende Schuljahr bereits 3600 Abmeldungen. Geschätzt wird, dass diese Zahl bis zum Schulstart auf bis zu 6000 steigen könnte, berichtete die „ZiB 1“ am Dienstag unter Berufung auf die Bildungsdirektionen. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2019/2020 waren es etwa 2000 Kinder, die vom Schulunterricht abgemeldet wurden.
Besonders viele Abmeldungen gibt es in Niederösterreich: Aktuell sind es rund 1150, vor der Pandemie waren es im Schnitt 700 bis 800. Nun drohen mangels Schülern sogar Klassenzusammenlegungen. In der Marktgemeinde Hofstetten-Grünau im Bezirk St. Pölten Land gibt es im Herbst der Volksschule statt 26 voraussichtlich nur 23 Kinder.
Bürgermeister: „Ein Wahnsinn“
„Somit können wir die Klasse nicht teilen“, sagte Bürgermeister Arthur Rasch im Ö1-„Morgenjournal“. „Jetzt haben wir eine große Klasse und einen Lehrer weniger“, klagt er. Wenn es im Herbst weitere Maßnahmen gibt - etwa, dass Zwölfjährige geimpft werden - werden womöglich noch mehr Schüler abgemeldet, befürchtet der Bürgermeister: „Für uns als Schulerhalter ist das ein Wahnsinn.“
Bildungsdirektor will psychologisches Gespräch für Eltern
Zwar seien die Abmeldungen grundsätzlich „Einzelfälle“ dennoch seien die Zahlen besorgniserregend, so der niederösterreichische Bildungsdirektor Johann Heuras (ÖVP) im Ö1-Interview. Er betont, dass Schule mehr sei als Wissensvermittlung - im Homeschooling würde Kindern der soziale Kontakt fehlen. Rechtlich habe man aber keine Handhabe, so Heuras. Er wünscht sich für die Eltern ein verpflichtendes psychologisches Gespräch, um so die Ursache für ihre Entscheidung zu ergründen.
Eltern können ihre Kinder nur vor dem Schulbeginn abmelden. Bildungsdirektor Heuras geht davon aus, dass einige das nur vorerst getan haben, weil sie etwa eine Impfpflicht fürchten. Die Kinder könnten aber jederzeit in die Schule zurückkehren. Das sei eine organisatorische Frage, die lösbar sei, so Heuras.
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