Hochwasser-Katastrophe

Seehofer weist Kritik an Warnsystem zurück

Ausland
19.07.2021 20:35

Hätte man bei einer rascheren Reaktion seitens der Behörden zahlreiche Hochwasseropfer in Deutschland vermeiden können? Nach einem Bericht „Sunday Times“ wurde die Bundesregierung in Berlin nämlich schon vier Tage vor der Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz über die genauen Orte der massiven Niederschläge informiert. Nun kocht eine Debatte über Versäumnisse beim Schutz der Bevölkerung hoch. Innenminister Horst Seehofer weist die Kritik allerdings zurück. Unterdessen entspannt sich die Gefahrenlage in den betroffenen Orten wieder.

Die Dinge in Deutschland hätten gut funktioniert, sagte er am Montag während eines Besuchs der Steinbachtalsperre in Euskirchen bei Köln. „Ich schließe nicht aus, dass wir das ein oder andere verbessern müssen.“ Aber die Warnmeldungen hätten ohne jedes technische Problem funktioniert. Für den Katastrophenschutz in Friedenszeiten sei nicht der Bund zuständig, sondern die Länder und die Landkreise. Seit einigen Monaten sei man aber dabei, die Unterstützungsleistungsleistungen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für die Länder zu verbessern.

Rücktrittsforderung an Seehofer
Zuvor war teils heftige Kritik unter anderem aus der Opposition im Bundestag gekommen. FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer sah schwere Versäumnisse. „Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Es bietet sich das Bild eines erheblichen Systemversagens, für das der Bundesinnenminister Seehofer unmittelbar die persönliche Verantwortung trägt.“

Linken-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow brachte sogar eine Rücktrittsforderung ins Spiel. In einer Mitteilung kritisierte sie: „Seehofer trägt die politische Verantwortung für das desaströse Versagen der Bundesregierung.“

Mindestens 164 Tote
Unterdessen entspannte sich die Gefahrenlage in den Hochwassergebieten. Gleichzeitig stieg die Zahl der Todesopfer am Montag auf mindestens 164: Aus Rheinland-Pfalz wurden 117 und aus Nordrhein-Westfalen 47 Unwetter-Tote bestätigt. In beiden Bundesländern wurde nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Opfer gefunden werden könnten. Für die Überlebenden der Fluten gilt es weiter, Schlamm und Trümmer aus ihren Häusern und von den Straßen beiseitezuschaffen. Vielerorts ist die Infrastruktur etwa mit Brücken, Gleisen, Mobilfunkmasten und Trinkwasserversorgung zerstört.

Die ebenfalls in der Region gelegene Stadt Erftstadt informierte, dass auf der überspülten Bundesstraße 265 alle vom Hochwasser eingeschlossenen Fahrzeuge geborgen worden seien. Dabei seien glücklicherweise keine Toten entdeckt worden. Mehr als 100 Fahrzeuge waren dort eingeschlossen; der Rhein-Erft-Kreis hatte erklärt, es sei unklar, ob alle Personen in den Fahrzeugen rechtzeitig heraus geschafft hätten, als sie von den Wassermassen überrascht wurden.

Weiterhin zahlreiche Menschen vermisst
Nach Angaben des Kreises wurden auch im besonders stark getroffenen Erftstädter Stadtteil Blessem bisher keine Todesopfer der Hochwasserkatastrophe gefunden. 29 Menschen galten aber noch als vermisst. In Blessem hatte ein gewaltiger Erdrutsch Straßen und Häuser mitgerissen. Die Abbruchkante am Rand des Kraters gilt weiterhin als Risikozone.

Auch in Teilen Bayerns waren viele helfende Hände mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Nach heftigen Unwettern mit Starkregen waren manche Orte in der beliebten Urlaubsregion rund um Watzmann und Königssee von Wasserfluten und Erdrutschen zerstört worden. Glimpflich verlief das Hochwasser in Passau, wo man sich auf Schlimmeres eingestellt hatte - Donau und Inn stiegen letztlich nicht so stark an

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