In Zeiten der Corona-Krise haben viele Menschen neue Trainingsmethoden entwickelt, sich aufgrund der Lockdowns zu Hause ein Fitnessstudio eingerichtet und viel Zeit mit intensiven Workouts verbracht. Doch vor einer extremen Überbelastung ist nicht nur wegen des unvermeidlichen Muskelkaters abzuraten: Regelmäßiges und anstrengendes Training erhöht bei Menschen, die dafür genetisch anfällig sind, das Risiko einer Motoneuron-Erkrankung.
Einer von 300 Menschen erkrankt an der Motoneuronen-Krankheit, berichtet das Forschungsteam der University of Sheffield. Diese kann das Atmen, Bewegungen und Sprache der Betroffenen beeinflussen. Grund: Die Motoneuronen, die Nachrichten vom Gehirn zu den Muskeln übertragen, versagen. Das erhöhte Risiko einer Erkrankung liegt dabei in den Genen verankert. Die Krankheit kann das Leben der Betroffenen dramatisch verkürzen, zitiert BBC die Wissenschaftler.
Erkrankungen im Spitzensport „kein Zufall“
Schon seit Langem gebe es einen Zusammenhang zwischen Sport und der Krankheit. Doch ob es sich dabei um eine echte „Ursache“ oder nur um einen „Zufall“ handelt, sei Gegenstand heftiger Debatten. „Wir haben schlüssig dargelegt, dass Sport ein Risikofaktor für die Motoneuron-Krankheit ist“, so Forschungsteammitglied Johnathan Cooper-Knock. „Die Anzahl hochkarätiger Sportler“, die von der Krankheit betroffen seien, sei „kein Zufall“.
Für die Studie, die in der Zeitschrift EBioMedicine veröffentlicht wurde, wurden Daten genetischer Proben von 500.000 Menschen analysiert. Die Wissenschaftler erkannten dabei auch, dass Menschen mit einer genetischen Veranlagung die Krankheit in einem früheren Alter entwickeln, wenn sie intensiv und regelmäßig trainieren. Die meisten Menschen, die viel Sport treiben, entwickeln die Motoneuronen-Krankheit jedoch offensichtlich nicht.
„Wir wissen nicht genau, wer gefährdet ist“
„Wir wissen nicht genau, wer gefährdet ist“, so Cooper-Knock, darum wolle man auch keine Empfehlung abgeben, Sport zu treiben - oder auch nicht: „Wenn jeder aufhören würde zu trainieren, würde das mehr schaden als nützen.“ Hobbysportler können ihren Trainingsplänen also weiterhin wohl unbesorgt treu bleiben.
Mit Motoneuron-Krankheit oder -Erkrankung wird eine klinisch und pathologisch inhomogene Gruppe neurodegenerativer Erkrankungen des Motoneurones bezeichnet, Erkrankungen des oberen Motoneurones werden als spastische Spinalparalyse, die des unteren Motorneurones als spinale Muskelatrophie (SMA) bezeichnet. Zu den Motoneuronenerkrankungen zählen weiters etwa Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und Spastische Paraplegie.
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